Montag, 12. Februar 2018

Ich habe tief und fest geschlafen. Draußen regnet es, aber der Wind hat aufgehört. Ich mache mich fertig und lese. Gegen 11 Uhr packe ich meine Sachen.

Ein Bus für mich

Ich gehe zur Calheta, es regnet nicht mehr, auch der Wind bleibt aus. Das Restaurant hat tatschlich geöffnet! Der Bus soll laut Plan um 11.45 Uhr anfahren. Da ich aber aus Agathes Missgeschick vom letzten Jahr gelernt habe, bin ich überpünktlich da. Und wie es der Teufel will, fährt der Bus um 11.40 Uhr los – mit mir als einzigem Passagier. Für 1,40 € kommt man sonst nicht in die Stadt. Ich kaufe Sonnencreme und lasse mich für 8 € bis zum Pico do Castelo bringen. Ein deutsches Ehepaar knabbert Kekse, während es den Blick über die Insel genießt.

Pico do Facho

Gut gelaunt stapfe ich los. Der Weg schlängelt sich am Südhang des Pico do Castelo entlang, mit 516 Metern der höchste Berg der Insel. Durch den Winter – und mag er noch so trocken gewesen sein – grünt und blüht hier alles. Keine Menschenseele ist unterwegs, ab und an hört man das Brummen eines LKW. Die tiefhängenden Wolken bringen leichten Sprühregen mit, also hole ich die Regenjacke raus. Ich begegne einen Pärchen, die auf Wandern eingestellt sind: Feste Lowa-Wanderschuhe, sie mit Stöcken, er mit Rucksack, beide mit entsprechender Outdoor-Kleidung. Der Weg ist zum Teil matschig, aber da er auf einer Höhe um den Berg herumführt, ist man trittsicher unterwegs. Nach gut einer Stunde habe ich den Berg mehr als zur Hälfte umwunden.

Pico Juliana

Das Schild weist den Weg zum Pico Juliana, auf dem ich noch nicht war. Es hat aufgehört zu regnen und ich fühle mich fit, da es weiterhin nicht sehr warm ist. Bis auf 442 m schaffe ich es nicht, da die letzten Meter doch stark ansteigen und zum Teil alpine Verhältnisse aufweisen. Ohne Stöcke und Wanderschuhe, die über den Knöchel gehen, entscheide ich mich für eine Umkehr. An der Nordseite des Pico do Facho führt der Weg weiter, man hat einen tollen Blick auf die Serra und Camacha bis hin zur Ihéu da Fonte da Areia. Zurück am Aussichtspunkt taucht ein Bus auf – er macht aber nur eine Inselrundfahrt, so dass ich mich zu Fuß auf den Weg zurück in die Stadt mache.

Fährt denn niemand Bus?

In der Fußgängerzone kaufe ich Postkarten und begebe mich zur Post. Hier ziehe ich brav eine Nummer: 124 – und auf der Anzeigetafel sind wir bei 103… Die einzige Dame hinter dem Schalter wirkt schon ein wenig überfordert und überlastet, bleibt aber freundlich. Ich erstehe die passenden Briefmarken und kaufe am Busschalter ein Ticket. Im Bus sitzt der gleiche Fahrer wie der vom Pico, der mich nicht mitnehmen wollte. Endstation ist das Hotel Vila Baleira, wo ich durch das geöffnete Tor schlüpfe. Mit einer Chipkarte weist mir der Mann von der Rezeption den Weg zum Thalasso-Zentrum auf der anderen Seite der Straße, das man durch eine Unterführung erreicht. Als Angebot gibt es zwei Massagen zum Preis von einer – jeweils 45 Minuten. Da schlage ich doch glatt mal zu. Freitag und Samstag jeweils 10 Uhr. Und am Mittwoch um 9.45 Uhr bringt mich ein Shuttle-Service vom Hotel zur „Sand-Therapie“, wo man in warmen Heilsand badet. Anne, ich werde an dich denken und berichten!

Telefonkonferenz

Die Sonne brennt vom nun wolkenlosen Himmel, die knapp 20 Minuten Fußweg zum Haus lassen mich schwitzen. Ich hole den Liegestuhl raus, begebe mich dann aber zunächst mal zur Leichenschau. Ich zähle sage und schreibe 52 Kakerlaken, 47 davon alleine im Badezimmer. Brav sammle ich sie ein und denke einmal mehr daran, dass das Dschungelcamp nichts für mich wäre. Eine stille Prozession mit einer Totengräberin folgt. Ich sprühe nochmal eine Runde Gift und gucke mal, was hier morgen noch so los ist. Pünktlich um 18 Uhr startet die Telefonkonferenz zur Mottosuche für den Vorstands-Woodbadgekurs im Herbst. Nach langem Hin und Her landen wir bei „Indianer Jones und das Geheimnis des Woodbadge“. Aus dem Nebenhaus hole ich mir Öl und Gewürze und nach einigem Tüfteln bekomme ich auch den Verschluss auf die Gasflasche.

Abendessen

Es gibt Süßkartoffelpommes (natürlich aus echten Süßkartoffeln frisch geschnitten), Möhren mit Zuckerschoten sowie ein Stück Lacks. Ich habe die Mengen völlig falsch berechnet, so dass ich noch zwei Tage davon essen kann. Zum Nachtisch gibt es ein Pasteis de Nata, bevor ich alles wegspüle – nicht, dass sich hier hinterher auch noch Ameisen, Mäuse oder Kakerlaken tummeln. Ich plane die nächsten Tage und telefoniere mit Papa.

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