Samstag, 7. März 2015

Um halb acht stehe ich auf, packe noch im Dunkeln meine Sachen und gehe frühstücken. Es hat aufgehört zu regnen, aber es ist immer noch bedeckt. Los geht es Richtung Napier.

Hat der alte Hexenmeister…

Zunächst steuere ich das Waimangu Volcanic Valley an. Ich bin gegen 9 Uhr das erste Auto auf  dem Parkplatz. Die Frau an der Kasse sagt mir, dass der Weg rund eine Stunde fünfundvierzig dauert, daher gehe ich nochmal zum Wagen und hole mir etwas zu trinken für den Weg. Für 36$ geht es los auf den gut ausgeschilderten Wanderweg. Die Luft ist feucht, die Bäume bis hoch in die Wipfel bemoost. Am 10. Juni 1886 brach hier der Mount Tarawera aus und das Tal, das sich über 17 km erstreckt, ist das jüngste Thermalgebiet der Welt und das einzige bekannte Beispiel für einen direkt infolge eines VulkanausbruchsNeuseeland_0382 entstandenen geothermales Ökosystem. Der Weg schlängelt sich an verschiedenen Kraterseen entlang, die sanft blubbern und aus denen z.T. Wasserdampf aufsteigt. Super spannend sind die in Wechselwirkung zueinander stehenden Bratpfannensee und Inferno-Krater. Letzterer hat eine kräftig  türkisblaue Farbe. Im 38-tägigen Rhythmus schwankt sein Wasserpegel,  maximal ist er 30 m tief und das Wasser ist 80°C warm. Wenn der Inferno überfließt, reduziert sich der Abfluss des Bratpfannensees, steigt der Wasserspiegel, steigt auch der Abfluss des Bratpfannensees. Dieser ist mit 200.000 m³ Wasser der größte Thermalsee der Welt. Vorbei an glucksendenNeuseeland_0417 Höhlen im Gestein am Rande des Weges, kleinen Springbrunnen und den Sinterterrassen geht es bis zum Lake  Rotomahana. Es heißt, man könne auch an Bord noch Tickets für die Fahrt über den See kaufen. 42$ will der Mann dafür haben! Ich kehre um und springe noch in den Bus, der zurück zum Eingang führt. Puh, gerade noch geschafft.

Walle, walle, manche Strecke…

Neuseeland_0427 Wenige Kilometer entfernt liegt das Wai-O-Tapu Thermal Wonderland. Eine  Touristenattraktion par excellence. Die Parkplätze sind voll, der Souvenirs-Shop prall gefüllt. 35$ möchte man für die Besichtigung der “Champagnerpools” haben. Ich entschließe mich dagegen, zumal der hier zu sehende Geysir künstlich aufgeweckt wird. Ich versuche, Musik über SD-Karte zu hören, das Radio ist aber auf Koreanisch oder Japanisch oder was auch immer eingestellt, jedenfalls weiß ich nicht, was ich da drücke, und versuche es weiterhin mit den furchtbaren Radiosendern… Die Straße führt bergauf und bergab, dunkelgrüne Bergrücken wechseln sich mit kahlen Viehweiden ab.

…und mit reichem, vollen Schwalle, zu dem Bade sich ergieße!

Ich beherzige Stephans Tipp und mache einen Stopp bei den Huka Falls. HierNeuseeland_0452 muss man mal nichts bezahlen, ich werd verrückt! An dieser Stelle in der Nähe der Stadt Taupo zwängt sich der 100m breite Waikato River durch einen 15 m breiten Canyon. 140.000 Liter pro Sekunde rauschen die einzelnen Stufen hinunter. Ich schlendere  am Ufer entlang, dann geht es weiter Richtung Taupo. Unterwegs mehrere “Scenic View”-Schilder, an denen ich kurz die Straße verlasse. Es lohnt sich: Ein wesentlich höherer Wassserfall ist zu sehen, mitten zwischen hohen Bergen und sanften Hügeln. Hach ja, hier fühle ich mich irgendwie zu Hause =)

Beide Teile stehn in Eile schon als Knechte völlig fertig in die Höhe!

Neuseeland_0470 Ich plane, nicht direkt Napier anzusteuern, sondern zunächst einmal eine Runde am Lake Taupo entlangzufahren. Diese Idee hatten auch andere – allerdings zu Fuß und mit  dem Rad. Hunderte Triathleten kämpfen um den Sieg und a,le  möglichen Straßen sind verstopft oder gesperrt. Ich habe ein Südafrikanisches Déjà-vu… Irgendwie gelingt es mir dann doch, die Stadt zu verlassen. Ein Schild weist mich darauf hin, dass 130 km weit und breit keine Tankstelle zu sehen sein wird. Die Straße ist wenig befahren, links und rechts Wälder, mittendrin die Straße. Wie in Kanada. Bisweilen tiefe Einschnitte in den Berg, um der Straße Platz zu machen. Immer wieder Picknickplätze, an denen ich die Aussicht genieße.

Seh ich über jede Schwelle doch schon Wasserströme laufen!

Am späten Nachmittag erreiche ich – an fruchtbaren Obst- und WeingüternNeuseeland_0487 vorbei – Napier. Auf den ersten Blick verliebe ich mich in diese Stadt. 1931 bei einem schweren Erdbeben zerstört, wurde sie konsequent im Art Déco-Stil wieder aufgebaut. Ein Steinstrand hat den Vorteil, dass man keinen Sand zwischen den Zehen hat, wenn man wieder in die Schuhe schlüpft =). Der Südpazifik ist recht frisch, aber einige gehen dennoch schwimmen. Theoretisch kann man bis Chile gucken… Die zarten Pastelltöne der Hausfassaden in der Innenstadt – seit 1990 unter Denkmalschutz stehend – und im passenden Stil gestaltete Straßennamen geben der Stadt einen sehr künstlerischen Anstrich. Die Fußgängerzone ist menschenleer, überall flattern bunte Fähnchen, die im Wind knattern. Schnell noch einkaufen, dunkle Wolken ziehen auf. Als ich die Jugendherberge erreiche – mein Auto parkt direkt davor – fallen die ersten dicken Tropfen. Ich leihe mir einen Adapter für die Steckdose (meiner funzt irgendwie nur für USB, nicht aber für normale Stecker…) und lade erstmal alle Geräte wieder auf. Heute ist mal früh schlafen gehen angesagt…

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