Samstag, 14. Juli 2012

Kurz vor acht werde ich wach – sogar aus den anderen Zelten kommen bereits Stimmen. Der Himmel hat ein Einsehen und lässt den Regen oben. 9 Uhr soll es auf Hike gehen. Hier liegt noch Müll herum, dort will ein Schlafsack nicht halten. Hier fehlt noch ein Butterbrot, dort muss noch das Zelt befestigt werden. Abschlussrunde um viertel vor zehn. Ich wünsche ihnen alles Gute für ihren Weg und einen guten Zusammenhalt. Als sie weg sind, räume ich auf und packe meine Sachen. Auf dem Weg zum Supermarkt überhole ich die Truppe. Sehen noch ganz zufrieden aus. Ich kaufe noch zwei Brötchen und fahre dann am Ufer des Attersees entlang bis Stockwinkl. Das Auto parke ich bei einem Hotel, schnappe mir die Regenjacke und überquere die Straße. Ein gelbes Schild weist mir den Weg: 60 Minuten Fußmarsch bis zum Egelsee. Der Weg ist geschottert und führt durch dichten Laubwald stetig bergan. Die ersten Bergbauernhöfe tauchen inmitten malerischer Wiesen auf, im Hintergrund die Berge östlich des Attersees. Dieser blitzt zwischendurch immer mal wieder hervor. Der Himmel ist Wolken verhangen, aber es regnet nicht. Immer mal wieder trifft man auf andere Wanderer. Schließlich ist es nicht mehr weit. Erste Schilder machen auf das Hochmoor rund um den Egelsee aufmerksam. Ein einzigartiges Biotop. Der Weg wird schmaler und sumpfiger, immer wieder queren kleine Bachläufe den Pfad. malerisch vor einer Wildblumenwiese gelegen taucht der See auf. Seine Oberfläche ist spiegelblank, das Wasser kristallklar. Um den Uferbereich zu schützen, führt der Pfad weit um den See herum. An einer Stelle wurde ein Steg durch die Vegetation gebaut. Zu meinen Füßen kristallklares Wasser, vor mir der Blick über Wiesen und Streuobstbäume hinweg ins Gebirge, über mir malen Wollen bizarre Muster in den Himmel. Ich verweile ein wenig, folge dann dem Pfad weiter. Ein leichter Sprühregen setzt ein. Eine Bank lädt zur kurzen Rast ein. Zurück am Auto hat der Regen zugenommen. Ich fahre am See zurück bis Nussdorf. Hier lockt mich der Wildholzweg bis zum Kraftplatz „Pfarrer Salettl“. An zwölf Stationen kann man die Bedeutung des Holzes für die Region Salzkammergut erfahren. Teile mächtiger Baumriesen weisen den Weg. Er schlängelt sich durch den Ort bis zu einer Wassermühle, die eine Säge betreibt. Im strömenden Regen geht es bergauf. Die Bäume halten das meiste Wasser auf. Ein Baumkaleidoskop, Duft- und Tasthäuschen sowie ein Hochstand mit 4-Gewinnt säumen den Weg. Am Ziel erwartet mich eine Schutzhütte mit grandioser Aussicht über den Attersee. Der Regen gönnt sich keine Pause. Der Waldspielplatz birgt viele Gefahren – jedenfalls aus dem Blickwinkel einiger Wildwald-Besucher betrachtet… Es geht den gleichen Weg zurück zum Auto, das mich zum Eurospar bringt. Da Daniela, Thomas und Raoul morgen Abend kochen dürfen, kaufe ich schon heute einmal für sie ein. 1,5 kg Faschiertes bekommen sie noch so gerade zusammen. Röstzwiebeln gibt es nicht – sollen sie selber rösten. Auch Hamburgersoße steht nicht in den Regalen – Mayo und Ketchup werden es auch tun. Zwei Tüten Tomatensuppe – wenn man aus einer Tüte aber nur zwei Teller bekommt… Ninja, sie sind alt genug, zur Not tut’s Brot. Bei den Hamburgerbrötchen stocke ich eigenmächtig auf 30 auf, acht Tomaten sind günstiger als vier und kommen auch irgendwann weg. Zum Nachtisch soll es Pfirsichjoghurt geben: „Es gibt bei uns doch immer diese großen Becher, halt zwei davon.“ Große Becher gibts hier auch, aber ob das reicht? Wir werden sehen. Ich fahre nach St. Georgen rein, parke vor einem Restaurant. Das öffnet erst um vier Uhr, also in einer halben Stunde. Ich schlendere durch die menschenleere Stadt, außer einer Drogerie hat nichts geöffnet. Naja ein paar Kneipen. Und die Kirche. Das Altarbild zeigt den Heiligen Georg, wie er den Drachen besiegt. Morgen ist um 8.00 und 9.45 Uhr Gottesdienst. Müsste ja zu schaffen sein. Zumindest der zweite. Es schlägt vier, ich gehe zurück zum Auto. Christopher ruft an: Die Schutzhütte existiert nur auf der Karte. Sie haben Unterschlupf bei einem Bauern unter dessen Scheunendach gefunden. Alle sind tropfnass und bauen nun die Zelte auf. Man wünscht mir guten Appetit, ich ihnen eine erholsame Nacht. Im Restaurant, das von außen so nett und freundlich wirkte, empfängt mich kalter Zigarettenrauch und ein mürrischer Wirt. Essen gäbe es erst ab 18 Uhr. Gefrustet fahre ich zum Zeltplatz und verstaue die Einkäufe. Um uns herum neue Leute, die im Dauerregen ihre Zelte aufbauen. Ich döse ein wenig, nehme mir dann die am Donnerstag übrig geblieben Kartoffeln und Paprika und brate alles in Kräuterbutter und Olivenöl an. Gut Salz, Pfeffer und Paprika dazu, zu guter Letzt zwei Eier (die habe ich ebenso wir Brötchen einfach mal gekauft, da sie für Frikadellen bestimmt hilfreich sein könnten…) – mein Mahl ist fertig. Pünktlich zum Essen hört der Regen auf und die Sonne lugt durch die Wolken. Ein Traum! Ich scheibe ausführlich Tagebuch und lese noch ein paar Seiten aus „Das letzte Kind im Wald?“ von Richard Louv. Die Dämmerung setzt langsam ein, mit ihr steigt der Nebel des benachbarten Flusses auf und legt feuchte Kühle auf Mensch und Land. Kopfschmerzen machen sich breit. Zähne putzen, Pippi machen, ab ins Bett. Die Yeti Villa von Jack Wolfskin hat ihre besten Tage hinter sich. Dort, wo man auf die Zeltplane tritt, wird es nass. Morgens muss man die Isomatte immer hochkant stellen, damit es darunter wieder trocknet. Nun denn. 22 Uhr, gute Nacht.

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