Montag, 7. Februar 2011

Nach dem Frühstück gehe ich in den Computerraum der Jugendherberge, wo man kostenlos ins Internet gehen kann. Kurze Lebenszeichen sind ja nicht verkehrt.
Es ist halb zehn, ich mache mich auf den Weg Richtung Calheta, diesmal an der Straße entlang. Irgendwann geht es rechts Richtung Golfplatz und Mirandouro. Die Straße ist schmal, führt am Pferdestall vorbei. Das Rund aus wackeligen weißen Standen hat die besten Zeiten hinter sich. Rot und schief ragt eine Tribühne in den Himmel.
Die bessere Straße führt an der nächsten Weggabelung Richtung Golfplatz. Ich nehme die andere und erklimme mühsam den Berg. Das Restaurant zu meiner Rechten (Levadas genannt…) sieht eher aus wie ein Schrottplatz. Ich nehme den Weg weiter bergauf. Rechts und links des Weges, der nun nur noch eine aufgerissene und tief zerfurchte Schotterpiste ist, haben fleißige Hände (Policia Florestas vielleicht? Die Blumenpolizei??) Kiefern gepflanzt und eifrig gewässert. Die Vegetation wird karger, der Wind pfeift mir stärker um die Ohren. Cabeco do Zimbralinho ist erklommen, von Mirandouro das Flores aus überblickt man den endlosen Sandstrand, kann die Vögel auf der Ilhéu da cal zählen und von oben Fotos von unserem Haus machen, das sich an den Bergrücken schmiegt.
Es geht abwärts, ich wende mich der Straße Richtugn Morenos zu. Auch sie ist tief zerklüftet, schmiegt sich an den Berg. Gesäumt von stacheligen kleinen und großen Aloe Veras und klappernden Straßenlampen. Die Straße windet sich weiter den Berg entlang, ich folge dem steilen Pfad abwärts Richtung Wasser. Zwischen Ponta do Gabriel und Ponta da Canaveria liegt mir der Atlantische Ozean zu Füßen. „Unser“ Berg ist von dieser Seite her gesehen arg zerklüftet – ein von Menschen geschaffener Steinbruch? An der Klippe ein halb zerfallenen Häuschen. Die Wände stehen noch, Fenster- und Türlöchter klaffen auf und lassen den Blick frei auf das offene Meer. Fern am Horizont kann man die große Schwester ausmachen, etwas weiter links die Desertas.
Der Leuchtturm auf der Ilhéu de Ferro scheint sein letztes Licht vor Jahrzehnten aufs offene Meer hinaus geschickt zu haben. Langsam mache ich mich auf den Rückweg, bleibe oftmals staunend stehen, überwältigt von dieser Schönheit.
Zurück an der Hauptstraße mache ich ein kleines Päuschen. Es wird mir jedoch zu ungemütlich.
Am Zarco mache ich einen längeren Stopp und gönne mir ein Eis. Zurück in der Stadt kaufe ich ein, alle scheinen alle Zeit der Welt zu besitzen.
Eine Weile schaue ich am Strand den Möwen und peitschenden Wellen zu, dann schlendere ich in die Jugendherberge. Beim Essenkochen kommt ein älterer Herr in kurzer Hose, blau-weiß-gemustertem Hemd und Strickjacke herein, sucht einen kleinen Topf. Seine Füße, an denen sich das Alter nur mehr als deutlich zeigt, stecken in Hotelbuschen. Er bleibt auch bis Donnerstag, war bisher vier Tage in Funchal in der Jugendherberge. Seltsamer Kauz. Sagt, er käme aus Austria – und spricht weiterhin mit mir Englisch, auch nachdem ich ihm sage, dass ich aus Deutschland komme. Er isst sein Tomatensüppchen und verschwindet wieder. Kurz drauf kommt er nur mit Boxershorts bekleidet zurück – und geht wieder. Dann taucht eine Frau auf, wir kommen ins Gespräch. Sie ist Schwedin, Nachtschwester im Altenheim. Yvonne heißt sie, spricht hervorragendes Englisch und musste in Lissabon zwischenlanden, weil an eine Landung in Funchal nicht zu denken war. 3 1/2 Wochen bleibt sie insgesamt hier. Bis neun Uhr unterhalten wir uns, gehen dann gemeisam Richtung Frauentrakt. Bei den Männern stehen die Türen offen. Immer ein Doppelstockbett und ein Einzelbett. Alle in blau gehalten. Ganz anders als bei uns: zwei Doppelstockbetten, zwei Stühle, ein Tisch (okay, Yvonne hat keinen…) – in rot gehalten. Ich will noch nicht schlafen, schreibe ausführlich Tagebuch. Drei Nächte noch, dann geht es bereits wieder heimwärts. Viel Erholung im Gepäck, viele Kulturbeutel-Ideen, viel Sand, viel Gelesenes.

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