Dienstag, 8. Februar 2011

Thunfischsteak im Pe na Aqua

Um halb neun stehe ich auf. Mein Rücken tut immer noch weh – diese Betten sind einfach nicht sehr komfortabel.
Ich bin die erste im Frühstücksraum. Kaum öffne ich die Gardinen, stürzt – sofern das in offenen Sandalen überhaupt möglich ist der Österreicher aus seinem Zimmer Nummer 1. Auf dem Teller balanciert er zwei große Scheiben Graubrot und zwei Gläser mit Honig und Marmelade. Wie gestern setzt er sich so an den Tisch hinter mich, dass er auf meinen Rücken starrt. Mit einem süffisanten Grinsen meint er: „Is ist right, that tonight just one man and two women stay here?“ Yes, that’s right. Es schüttelt mich.
Einzelne Schleierwolken ziehen über den Himmel, der Wind scheint aus Westen zu kommen. Der phantastische Sonnenuntergang gestern Abend mit rot-blauem bewölktem Himmel hält tatsächlich, was er verspricht – Gutwetterbot! Die Sata landet pünktlich um 8.12 Uhr, Landeanflug von Süden her. Ich glaube, wir sind von Norden aus gelandet. Beginne mit dem Buch „Das Regenorchester“ von Hansjörg Schertenleib. Das wird wohl am Ende der Reise auch als „gelesen“ gekennzeichnet im Bücherregal landen können. Yvonne taucht nicht auf, ich checke kurz meine E-Mails, mache mich dann auf den Weg zum Strand.
Gut, dass ich mich für Polo-Shirt und Jeans entschieden habe! Letztere wird flugs hochgekrempelt. Ab zur Touristeninformation. Man rät mir von dem Weg durch den Tunnel östlich des Hafens ab. Also tapse ich am Stand Richtung Hafen. Die warmen Sonnenstrahlen durchbrechen die beinahe durchsichtigen Wolkenformationen mit Leichtigkeit. Ein harter Wind aus Südwest trägt Wärme heran. Auf dem Weg zum Restaurant Pé na Água sehe ich zwei Windsurfer parallel zum Strand auf dem Wasser entlangjagen. Die Spitze ihrer Segel berührt – so scheint es – fast den Ozean, so schnell fliegen sie dahin. Ansonsten ist am Strand wenig los, kein Wunder: Schließlich ist Dienstag und die Fähre fährt gar nicht!

Thunfischsteak im Pe na Aqua
Thunfischsteak im Pe na Aqua
Am Pé na Água angekommen meldet sich auch schon mein Magen. Joghurt und ein kleines Baguette zum Frühstück halten eben nciht lange vor. Für das Thunfisch-Steak mit gebratenen Kartoffelwürfeln und fein geschnittenen Möhren- und Zucchini-Scheiben benötige ich mehr als 20 Minuten. Umglaublich viel Knoblauch und phantastisch aufeinander abgestimmte Gewürze machen dieses Essen zu einem wahren Gaumenschmaus. Das bife a atum ist zart und fällt bei leichten Messerdruck auseinander. Großartig! Aus den Boxen tönen Pop- und Rock-Klassiker aus vergangenen Jahrzehnten. Ein kleiner weißer, recht abgemagerter Hund streunt umher, niemand kümmert sich um ihn. Der Wind lässt langsam nach, pünktlich um 13.00 Uhr erreicht die Sonne ihren Höchststand und durchbricht mit voller Kraft den Wolkenteppich. Mit Blick auf Sonnenliegen, alten, hölzernen kleinen Tischchen, mannshohen Palmen und dem in allen Blautönens chimmernden Ozean kommt Karibik-Feeling auf. Aus den Boxen tönt „Mr. Vain“ von Culture Beat. Drei Tische weiter sitzen sechs Männer, einer prahlt mit weit ausholenden Bewegungen von seinen Golferfolgen. „Do you really want to hurt me?“ Ein Klassiker jagt hier den nächsten.
Ich kämpfe am Strand entlang gegen den Wind – auf Höhe unseres Hauses gebe ich auf und laufe zurück. Ich gönne mir eine Runde Pause in der Jugendherberge. Füße hochlegen tut gut!
In der Stadt kaufe ich Wasser und eine Zeitung. Im Café sitzen die drei Studenten (?) mit ihrem Prof. (?) – die Deutsch sprechenden Fuzzis traf ich schon heute Morgen am Strand, gesprochen haben wir aber noch kein Wort miteinander…
Zurück in der Jugendherberge gönne ich mir eine längere Internet-Sitzung mit vielen netten Gesprächen via ICQ und Facebook.
Als ich gegen halb acht in die Küche komme ist diese wider Erwarten leer. Der gnädige Herr scheint schon gespeist zu haben. Oh nein, da kommt er angeschlurft! Der Wind bläst stärker, er rüttelt an Türen und Fenstern. Das Schlurfen entfernt sich – er will wohl nur zum Klo…
Mein Abendessen besteht aus der letzten mitgebrachten Knorr-Lauchcremesuppe und einem von diesen hervorragenden Reis-Muffins. Die muss ich mit nach Hause nehmen! Oh, jetzt steht der Kerl wieder in Unterhose in der Küche! Man fasst es nicht, hat man denn niemals seine Ruhe vor ihm? Jetzt hat er einen Topf voll Wasser laufen lassen in ihn im Bad wieder ausgekippt. Was tut er da? Ach, ich will es lieber gar nicht so genau wissen. Yvonne taucht auf, völlig fertig. Sie war bei der Capela de Nossa Senhora da Graca und am Fonte da Areia. Joseph, so heißt der Mann aus Österreich passender Weise, behauptet, es gäbe kein heißes Wasser in der Dusche – daher seine Aktion mit dem Topf. Er sitzt wie so oft hinter mir am Tisch und liest, weil nur hier das Licht richtig gut sei. Ich gebe Yvonne den Tipp mit dem Pé na Água, denn sie liebt saftig zubereiteten Thunfisch. Als sie vom Duschen kommt, klopft sie an Josephs Tür und hilft ihm, das heiße Wasser zu finden…
Wir reden noch eine Weile, dann geht sie schlafen. Der Wind heult ums Haus, ich stelle einen Stuhl von innen vor die Tür, damit diese nicht die ganze Nacht klappert. Irgendwie bin ich viel zu erholt – ich finde einfach keinen Schlaf.

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