Ich habe sehr unruhig geschlafen und werde um 7 Uhr schlussendlich wach. Aufstehen, fertig machen, frühstücken. Bereits um kurz nach acht parke ich auf dem noch fast menschenleeren Parkplatz am Franz Josef Gletscher. Pulli an, Jacke eingesteckt und los geht es – rund 45 Minuten dauert die Tour bis zum Gletscher.
Ewiges Eis
Der Weg beginnt im satten Grün – nach wenigen Metern ertönen Freischneider und Laubpuster. Auch hier sollen die Wege passierbar bleiben! Nach rund 10 Minuten erreiche ich das Gesteinsfeld, wo früher mal Gletscher war. Doch das ist lange her. Der Gletscher schrumpft pro Jahr um 1,5 bis 7 Meter – fraglich, ob nachfolgende Generationen ihn überhaupt noch zu Gesicht bekommen. Der Pfad ist durch grüne Pfosten markiert und sehr gut ausgeschildert. Ich bin allein in dieser Steinwüste, über der langsam die Sonne aufgeht. Magisch! Plötzlich höre ich Steine den Berg hinabrollen. Bei näherer Betrachtung wurden diese von zwei Gämsen oder sowas in der Art ausgelöst. Behände kraxeln die zwei am Hang entlang. Ein Mann kommt mir entgegen, ich versuche ihm umständlich auf Englisch zu erklären, wo genau er die Gämsen im Hang sieht. Erst als wir ins Deutsche wechseln, gelingt uns eine “Ortsbestimmung”. Weiter geht es, bis eine Pappfigur darauf hinweist, dass es
nun nicht mehr weitergeht. Die Motoren der Hubschrauber stören als einzige diesen Anblick. Ein schottisches Ehepaar leistet mir Gesellschaft, ich bitte den Herrn, ein Foto von mir zu machen. Er selbst hat eine Nikon in der Hand, tut super professionell – das Foto finde ich jetzt aber doch etwas lahm… Er bekommt von mir zwei, auf denen die Gesichter von ihm und seiner Frau und der Gletscher zu sehen sind – und er ist begeistert. Ha. So macht man das. Auf dem Weg zurück kommen mir zahlreiche Besucher entgegen, ich bin froh, so früh aufgebrochen zu sein. Und weil es so schön war, würde ich gerne wieder eine ganze Reihe von Fotos zeigen, aber das Internet hier in Queenstown packt das leider nicht, also nur zwei davon:
Ab in den Süden – der Sonne hinterher!
Mein Weg führt mich auf der 6 über die Ausläufer der Alpen an die Westküste der Insel. Immer wieder halte ich an, um die Aussicht zu genießen. Zahlreiche Autos, die mir hier begegnen, sind Geschwister unserer Emma! Kaum zu glauben…
Exkurs: Emma
Aufmerksamen Leserinnen und Lesern von Michael Ende dürfte Lukas’ Lokomotive Emma bekannt sein, mit der er und Jim Knopf durch Lummerland tuckern. “Unsere” Emma war nicht schwarz, sondern weiß, und ein Toyota Model F. Keine Kopfstützen, keine Airbags – aber verdammt viel Platz! So viel Platz, dass Mama, Papa und drei Kinder darin übernachten und auch noch aufs Klo gehen konnten! Obendrauf eine Box mit Tisch und Stühlen, hintendrauf 5 Fahrräder, innendrin genau ausgeklügelt, was wo hingehört am Tag und in der Nacht. Nach 14 Jahren bei uns und zahlreichen Touren quer durch Europa wurde sie irgendwann ausgemustert – in unseren Herzen wird sie auf ewig weiterleben!
Als ich den Haast Pass in den Südalpen überquert habe, erstrecken sich breite Flusstäler, gesäumt von satten grünen Wiesen, auf denen Vieh weidet. Unbeschreiblich schöne Landschaften und nach jeder Kurve, nach jedem Berg sieht es wieder anders aus! Irgendwann entschließe ich mich jedoch, keine weiteren Fotos mehr außerhalb des Autos zu machen. Die Sanflies sind überall! Besonders beliebt: Meine Fußknöchel und der rechte Ellbogen. Der Bite Away leistet gute Dienste – aber dann ist es ja schon zu spät und juckt wie Hölle. Ich brauche noch ein neues Insektenspray…
Seenplatte
Vorbei am Lake Wanaka und Lake Hawea erreiche ich Wanaka. Einmal auftanken bitte! Hier ist viel los, ein Reitturnier sorgt für gesperrte Straßen, das Navi lotst mich erfolgreich drumrum. Eine Stunde später noch ein Pass. An einem Aussichtspunkt halten viele Urlauber, neben mir zwei Mädels, deren Auto ganz schön dampft. Ratlos stehen sie vor der geöffneten
Motorhaube, bis ein Mann ihnen weiterhilft. Ein paar Serpentinen weiter erstreckt sich eine grüne Hügellandschaft im Tal. Fallschirmspringer segeln sanft zur Erde, hinter mir hält eine Frau, die beim Bürgermeister arbeitet und diesen Ausblick jeden Nachmittag auf dem Nachhauseweg genießt. Wir unterhalten uns ein wenig und es gibt noch ein Foto von mir am heutigen Tag =)
City of Adventure
Queenstown ist hip. Das erschließt sich einem in dem Moment, in dem man das Ortsschild passiert. Viele kleine Kneipen und Lokale, ein paar Läden, eine Uferpromenade am Lake Wakatipu. Die Jugendherberge ist nicht weit, ich parke an der Straße. “4er-Mixed-Dorm” heißt heute Nacht: Anna und drei Männer. Ich bringe meine Sachen aufs Zimmer und gehe in die Stadt. Lange überlege ich, was ich essen will, bis ich schließlich im “Ivy&Lola`s” einkehre und mir den Fang des Tages schmecken lasse – einfach nur köstlich, dieser Mondfisch! Zum Nachtisch ein Bananen-Schoko-Nuss-Crumble – so darf ein Tag auch mal enden. Es ist sieben Uhr, ich schlendere zurück, will meine Geräte aufladen. Doch wieder einmal klappt das nur über den USB-Lader, die normalen Steckdosen versagen ihren Dienst. Ich muss wohl in den sauren Apfel beißen, und mit noch einen neuen Adapter kaufen…