Samstag, 16. März 2024

Als ich aufwache steht die Sonne schon hoch über dem Meer. Im Liegestuhl gibt’s ein paar Seiten zu lesen, bevor ich frühstücke. Die Hängematte kommt raus, jetzt bin ich angekommen. Pünktlich um zehn Uhr das Tuckern der Fähre. Ich lese und löse ein paar Rätsel, höre Musik.

Zu Fuß in die Stadt

Um halb zwölf mache ich mich auf den Weg in die Stadt. Dieses Mal durch die Dünen, wo einzelne Felder für den Weinanbau abgesteckt sind. Heute sind mehr Menschen am Strand als sonst. Im Pizza n’areia mache ich Mittagspause, das Bolo mit Steak ist wirklich gut. Am Strand viele Familien mit Kindern. Väter tollen mit ihren Kindern in der Brandung, bauen Sandburgen oder genießen die Zweisamkeit mit ihrer Frau. Alles scheint entschleunigt und auf Wochenende eingestellt zu sein.

Festival de Musical da Madeira

Im Kulturzentrum hole ich meine Karte für das Akkordeon-Konzert ab, der Eintritt ist frei. Im Inneren eine Art Kinosaal mit tiefer Bühne und entsprechender Lichttechnik. Eine Dame erzählt auf Portugiesisch irgendetwas zu dem Festival und den heute auftretenden Künstlern. Als sie fragt, ob sie das auf Englisch wiederholen soll, schütteln alle die Köpfe – meinen nickenden hat sie nicht gesehen, aber grob ahne ich, um was es geht. Gabriele Corsario betritt die Bühne, gerade einmal 19 Jahre alt. Mit dem Spiel seines Akkordeons zieht er Groß und Klein schnell in seinen Bann. Sogar der Applaus zwischen einzelnen Sätzen bleibt aus – ein erfahrenes Publikum. Dann betritt Mario Stefano Pietrodarchi die Bühne, wendet sich auf Englisch ans Publikum. „Maestro!“ ruft eine Frau hinter mir, als er sein Bandoneon holt. Gemeinsam mit Gabriele, der sein Schüler ist, präsentiert er zwei Weltpremieren. Er ist der Prototyp eines exzentrischen Künstlers, wie er im Buche steht: skinny Jeans, eng anliegender schwarzer Rollkragenpullover, kahler Schädel und eine Gestik und Mimik, die im krassen Gegensatz zu dem jungen Mann neben ihm steht, der still und zurückhaltend mehr Musikalität und Leidenschaft an den Tag legt als der Maestro. Während der junge mit Tablet arbeitet, wirft der alte bereits gespielte Noten theatralische auf den Boden. Die Menge tobt und gibt stehende Ovationen.

Blasenlaufen

Im Pingo kaufe ich ein, neben Lebensmitteln auch After sun Lotion und Pflaster. Meine sind nämlich im Haus. Und wie so üblich muss ich auch bei diesen neuen Schuhen erste Blessuren verarzten. Der Weg am Strand ist mühsam, ich sinke tief ein. Zwei Reiter*innen kommen auf mich zu, das muss ich im Bild für Hedwig festhalten. Die Brandung ist ordentlich, dennoch verirren sich einige Menschen ins Wasser. An der Calheta eine Brisa und ein Eis, dann geht’s zurück zum Haus. Beim Abendbrot telefoniere ich zwei Stunden mit Carina, dann geht’s langsam ins Bett.