Dienstag, 17. Oktober 2023

Noch im Bett liegend danke ich den ersten Gratulantinnen und Gratulanten, als mich der Videoanruf von Mama und Papa erreicht. Sie hatten es um halb acht schon einmal versucht, aber da habe ich noch geschlafen. Letzte Woche hat Fritz seinen letzten Atemzug getan, Freitag ist Beerdigung. Obwohl es absehbar war, kullern reichlich Tränen auf beiden Seiten des Atlantiks. Ich checke weiter die Glückwünsche und mache mich fertig für eine Wanderung.

Frühstück

Mandy und ich frühstücken zusammen, sie Porridge, ich Haferflocken mit Rosinen. Yves spricht draußen mit den Gärtnern, dann wird es Zeit, den Tag zu planen und den neuen Türknauf auszusuchen. Da es für so etwas hier kein Geschäft gibt, versuchen sie es online. Sie brechen das Vorhaben ab, morgen starten sie einen neuen Versuch. Als Extra-Geschenk gibt es eine Kette mit einem kleinen Eisbären aus Alabaster. Carina toppt das Ganze mit einer Einladung zum Konzert von Herbert Grönemeyer. So darf ein Geburtstag starten! Ich arbeite mich durch die Glückwünsche, dann entscheiden Yves und ich, schon vormittags aufzubrechen.

On the Road

Wir fahren zunächst zu Agostinos und bestellen Sandwiches. Ritter Sport kostet hier 4$. Dann geht’s zur Kirche, um ein Fensterbild abzugeben für eine Versteigerung. Bei den First Nations ist das Benzin besonders günstig, hier unterbieten sich drei Tankstellen um mehrere Cent. Ein Mann tankt den Wagen voll, Yves fragt derweil im Shop nach Wild Rice. Haben sie, ich schnappe mir eine Tüte ohne Preisaufdruck und stelle mich an. Die verschiedenen Nummern der Tanksäulen werden aufgerufen, sobald der Tankvorgang beendet ist, ich darf vor, weil ich nicht darauf warte. An der Wand über den Kassen hängen Fotos der Menschen, die nicht bezahlt haben oder unfreundlich waren. Weiter geht’s zum Mink Mountain.

Mink Mountain Hiking Trail

Bis zur US-Grenze ist es nicht weit, zahlreiche Wohnhäuser säumen das Ufer des Lake Superior. Anders als weiter im Norden, von Yves‘ Familie ein Haus hat, das nur im Sommer genutzt wird, leben die Menschen hier dauerhaft. Das Hinweisschild mit den Wanderungen ist mächtig in die Jahre gekommen, die Rezeption geschlossen. Keine Toilette weit und breit. Yves hat Klopapier im Auto, los geht’s. Auf der Straße fragen wir einen Mann, ob wir hier richtig seien, er bejaht. Dann kommt das Zeichen, dass der Weg hier in den Wald hinein führt. Über Stock und Stein geht es bergauf, bis sich irgendwann der Blick auf den See weitet. Wir entdecken einen Sägekauz, der sich anstandslos fotografieren lässt. Den Specht hingegen können wir nur hören. An einem Felsvorsprung nehmen wir Platz und lassen uns das Mittagessen schmecken. Ein Sandwich pro Person hätte gereicht. Es geht weiter, irgendwann gibt es keine Beschilderung mehr. Wir laufen einen Weg, sind unsicher, kehren um, checken den Weg, laufen ihn wieder entlang. Nach knapp 8 km und 1 Stunde 45 sind wir zurück am Auto. Mandy hat mehrmals angerufen, die Gärtner haben nicht das gemacht, was vereinbart war.

Glückwünsche Teil Zwei

Zurück am Haus gibt es WLAN und wir rufen nochmal Mama und Papa an, dabei trinken wir reichlich Wasser, das ist etwas zu kurz gekommen. Zu Hause ist es elf Uhr, Matthias und Tanja sind aber noch wach und wir telefonieren ein bisschen. Ich erkläre Matthias Euchre und so wie ich ihn kenne hat er das Spiel bereits verstanden, ohne es je gespielt zu haben. Weitere Rückrufe erspare ich mir und den Anrufenden, so spät sind die vermutlich nicht mehr wach. Aber per WhatsApp kann ich noch Danke sagen. Um 17.45 Uhr springe ich unter die Dusche, 18.15 Uhr ist Abfahrt.

Steakhouse

Klappt natürlich nicht, aber wir haben ja Zeit. Bei dem geplanten Restaurant kann man nicht reservieren – der nächste Tisch ist aber erst um 21 Uhr frei, zu spät für uns. Jean-Pierre, Yves und Mandy diskutieren Alternativen, es geht ins LOT 88 Steakhouse. 4-6 Personen finden pro separatem Tisch Platz, an der Wand hängt ein Bildschirm mit Kaminfeuer. Wir bestellen, die Bedienung lernt noch. Jean-Pierre isst als Vorspeise Schnecken mit Pilzen, reißt mir ein Stück Brot ab und drapiert einen Probier-Happen. Yves hat erzählt, dass alle seine Kinder kochen können, seit dem 8. Schuljahr müsste jedes einen Abend kochen. Eine gute Schule! Bei der Hauptspeise haben sie sich vertan: Jean-Pierre bekommt nur ein 6oz Steak (das hatte ich bestellt), dafür Yves und ich ein 10oz (er hatte 8 bestellt, Jean-Pierre 10). Die Bedienung kümmert sich. Wasser ist immer kostenlos, ich gönne mir eine Pepsi dazu. Zum Nachtisch gibt’s einen Schokoladen-Vulkan mit Eis. Jean-Pierre verabschiedet sich, auch wir brechen langsam auf. Pudding geht kurz mit Yves raus, wir durchforsten Rezepte für den Donnerstag, dann gehen wir schlafen.