Gegen halb sieben werde ich wach, überarbeite den Post von gestern und mache mich fertig für den Tag. Paul sitzt in Morgenmantel im Wohnzimmer, Spiel online Schach, Marg kommt wesentlich später ebenfalls dazu. Wir frühstücken und sprechen über Hauskäufe, Wärmepumpen, Energieversorgung. All das auch hier ein großes Thema. Kaum eine junge Familie schafft es, sich ein Eigenheim zu kaufen, das zentrumsnah gelegen ist. Hier auf dem Land sieht es besser aus, aber die Infrastruktur ist dürftig. Zahnarzt und größere Sportstätten befinden sich rund eine Stunde mit dem Auto entfernt entweder in Dauphin oder in Brandon.
Marg’s Bathrooms
Um zehn Uhr brechen wir auf zum Visitor Center. Den Umbau und die Neugestaltung dieses Gebäudes war ein Projekt von Marg. Besonders stolz ist sie auf ihre Toiletten: Vier Stück gibt es insgesamt, hinter jeder Tür eine Toilette mit Waschbecken. So können auch Väter mit ihren Töchtern zur Toilette gehen und die Warteschlange ist für alle gleich lang. Im Vortragssaal zeigt mit Paul die besonderen Holzschindeln, mit denen die Decke verkleidet ist. Jede Schindel hat nochmal eine Unterteilung, so dass sie wie eine doppelte Schindel aussieht. An einem Touchscreen kann man die Routen der einzelnen Tierarten durch den Park im Jahreslauf durchscrollen. Eine andere Station hat von Knochen über Muskel bis zur Haut alles vom Bison als Puzzle vorhanden. Nur in der richtigen Reihenfolge kann man dem Tier das Fell aufsetzten.
Looking for a Moose
Wir fahren auf der 19 Richtung Osten, immer den Blick nach rechts und links, um einen Bären oder einen Elch zu entdecken. Die Wolkendecke reißt kurz auf, sodass wir einen Blick auf die Sonnenfinsternis erhaschen können. Hier nur wie eine Mondsichel zu erkennen, konnte man weiter südlich mehr davon sehen. Wir machen Halt auf dem höchsten Punkt. Unter uns erstreckt sich die Prärie mit Farmland. Das Fernglas lässt bis zum Horizont blicken. Was wir bis zum East Gate nicht sehen sind weitere Tiere. Am East Gate merkt man, dass beide nicht von ihrem Job und der Arbeit für den Park lassen können: hinter dem Warder-Haus hat jemand Skistöcke abgeladen, rund 50 Paar, dazu ein altes Bett und einen Pavillon. Marg fotografiert alles und schickt es den Verantwortlichen.
Mittagessen in Kelwood
Wir fahren nach Süden bis Kelwood. Hier prangen Quillt-Muster an zahlreichen Häusern, berühmt ist das Dorf mit knapp 150 Einwohnenden für sein Musikfestival Ende August. „The Barn“ ist eine Mischung aus Tankstelle, Souvenir- und Gemischtwarenladen mit angrenzendem Restaurant. Marg verbietet mir mit Entschiedenheit, die Rechnung zu übernehmen. Wir essen einen Art Wrap mit griechischer Füllung: Feta, Zwiebeln, Tomate, Salat, Koriander und anderen frischen Gewürzen, dazu die obligatorischen Pommes. Marg erzählt, dass sie als Kind gerne Hamburger mit Erdnussbutter gegessen hat, was sofort die Bedienung auf den Plan ruft: Das sei die beste Kombination überhaupt! Paul findet in mir eine Freundin der Karten- und Gesellschaftsspiele, doch von Juckerspiel habe ich bisher noch nie etwas gehört. Das werde ich zu Hause mal recherchieren. Auch den Fisher, eine Art Marder, habe ich noch nie gesehen, Marg findet ein Foto bei Google. Wir lernen viel über die heimischen Tiere und Bäume, Google Translate ist dabei unser bester Freund.
Going back
Wir fahren die Strecke zurück, auch wenn das länger dauert, Marg hofft immer noch auf Elche oder Bären. Der Himmel klar immer Mal wieder für ein paar Sekunden auf, doch heute haben die Wolken die Überhand. Im Haus blättern wir durch das Vogelbuch von National Geographics – einfach eins der besten Bücher überhaupt, vergleichbar mit unseren Büchern von Amann. Wir haben gestern also keinen Uhu gesehen, der lebt hier nämlich gar nicht. Trotzdem heißt er bei uns wie hier Eagle Owl, hier ist es aber eine andere Eulenart. Das soll einer verstehen. Wie verabschieden uns herzlich von einander, es war eine wunderbare Zeit und ich bin dankbar, diese beiden wunderbaren Menschen kennengelernt zu haben.
Way to Brandon
Immer auf der 10 nach Süden, das ist leicht. Nach einer Stunde checke ich ein, fahre aber nochmal weiter. Am Assiniboine River gibt es einen großen Kinderspielplatz und einige Wanderwege. Es tut gut, sich die Füße zu vertreten. Beim Walmart kaufe ich ein, als ich losfahre piept der Wagen wie verrückt – die Kofferraumklappe ist aufgegangen, es fehlt aber nichts. Vielleicht bin ich auf einen falschen Knopf gekommen. Im Hotel packe ich meinen Rucksack neu, schaue einen Inga Lindström und esse zu Abend. Gegen 23 Uhr ist Schlafenszeit.











