Donnerstag, 12. Oktober 2023

Um halb sieben bin ich wach und ziehe mir was Warmes an, genieße dann im Adirondack am Wasser den Sonnenaufgang. Meine Hände sind Eisklumpen. Zurück in der Hütte dusche ich heiß. Das System der Armatur mit dem Hebel von eiskalt nach warm in einem Schwung kapiere ich einfach nicht. Frühstück, noch ein paar Fotos am See und fertigmachen für die Abreise.

Tanken – Gas und Seele auf

Es geht von der Insel runter, dann ein Stück nach Norden. An einer Tankstelle frage ich erst einmal, wie das geht – nur zwei Rüssel aber vier Sorten Benzin? Ja, man muss einfach den Knopf drücken von dem, was man haben will. Das sei anders als in Deutschland und in Kanada sei es zudem an jeder Tankstelle anders, sagt der nette Mann. Alles klar, weiter geht’s. Der Himmel klart auf, die Wolken formen sich sekündlich neu. Ich verbinde Spotify und lasse Lieder im Shuffle laufen. Gleich die ersten beiden katapultieren mich zurück in einen Sommer voller Hoffnungen, Wünsche, Erwartungen, Erlebnisse und Wartezeit. Der Blick zurück ist ohne Bitterkeit, ich bin dankbar für alle Erfahrungen, auch wenn dann doch einiges anderes kam als gedacht.

Zwischenstopps

Endlose Weite, den Tempomat auf 100 geht’s auf der 68 und dann auf der 5 nach Westen. In Ste. Rose du Lac halte ich an, gehe einen kleinen Pfad durchs Dorf und am Dorf vorbei. Einen Reihenhaussiedlung hat den Weg wunderbar gestaltet und mit Highlights versehen. Ich schmiere die letzten Bagels und mache Mittag, finde beim Co-Op (Handwerkermarkt) etwas WLAN und nebenan ein Klo. Die 10 führt mich nach Süden Richtung Clear Lake. Direkt am Northgate des Riding Mountain National Parks halte ich, gehe zwei kleine Trampelpfad durch raschelnde Birken. Ein Mann mit Hund und Bierflasche in der Hand geht vorbei, am Parkplatz wird gerade die Sickergrube geleert. Ich halte immer mal wieder an, wenn ein Schild einen aussichtsreichen Punkt verspricht. Der Trail rund um Moon Lake ist geschlossen, man soll ihn nur im Sommer und in einer Gruppe von mind. 3 Leuten erwandern. Ich ahne die Schönheit dieses Ortes, respektiere aber den Hinweis und fahre weiter. Um 17.30 Uhr erreiche ich Onanole.

Paul and Marg

Marg kommt aus dem Haus, umarmt mich direkt, bei Paul ist es nicht anders. Marg ist als Kind Yves Nachbarin gewesen, sie hat auch Mandy als Jugendliche kennen gelernt, seither sind sie befreundet und haben sich nie aus den Augen verloren. Paul war Chef vom Riding Mountain National Park, hat vorher auch schon in anderen National Parks gearbeitet. Zum Abendessen gibt’s frischen Fisch mit Süßkartoffelpommes und Salat, während Paul die Spülmaschine ersetzt gibt’s für Marg und mich noch Schokokuchen. Sie sind nicht an die Wasserleitung angeschlossen, haben einen Brunnen hinter dem Haus. Wir fahren „in die Stadt“, die im Sommer einige Geschäfte aufweist, jetzt aber wie ausgestorben ist. Der See hat wenig Wasser, am Ufer sind schon die Schneefangzäune aufgebaut. Nur vereinzelt leuchtet ein Licht den Weg, überwiegend legt sich die Schwärze der Nacht auf den Ort. Im Winter wohnt hier am See kaum jemand, die Ranger sind fast die einzigen. Wir drehen eine kleine Runde, zurück im Haus planen wir den morgigen Tag. Es wird 23 Uhr, bis ich im Bett liege.