Montag, 09. Oktober 2023

Die Nacht verläuft unruhig, trotzdem bekomme ich nicht mit, dass wir The Pas erreichen. Dann aber, dass wir mit einer Stunde Verspätung hier abfahren, es ist 4.15 Uhr. Ich döse immer wieder weg, im Kopf Fragmente der Eisenbahnballade von Reinhard Mey. Wer sie nicht kennt: Jetzt reinhören! Gegen 7 Uhr Ortszeit (in Saskatchewan) mache ich mich tageslichttauglich und frühstücke zwei Muffins. Es gibt Todesschmerz von Andreas Gruber auf die Ohren, draußen wabert Nebel über die Ebene.

Monotones Rattern

Statt Zeit aufzuholen, haben wir gegen Mittag mittlerweile zwei Stunden Verspätung. Es gibt das letzte geschmierte Brot aus dem Vorrat, dann einen kleinen Schlaf. In Dauphin scheint die Sonne, es sind über 20 Grad. Sonnenbrille auf und Hörbuch auf die Ohren. Bei jedem Stopp vertrete ich mir an der frischen Luft die Beine, aus dem Zugfenster fliegen Birken mit goldgelb gefärbten Blättern vorbei, in sanften Hügeln erstrecken sich die Ausläufer des Riding Mountain National Parks. Wie mit einem Lineal gezogen verschwinden schlagartig die Bäume, abgeerntete Getreidefelder erstrecken sich bis zum Horizont. Unzählige Siloballen warten auf ihre Abholung. Entlang der Strecke kleine Ansammlungen von Häusern, manchmal mit Supermarkt und Tankstelle, manchmal eine eher trostlos wirkende Einöde. Wohnmobile verrosten vor sich hin, ganze Schrottansammlungen säumen bisweilen die Strecke. So schwach besiedelt steht die Landschaft im krassen Kontrast zu den Großstädten des Kontinents.

Ankunft Winnipeg

Ich bitte im Bordbistro um heißes Wasser für meine Instant-Nudeln, die gar nicht Mal so schlecht schmecken. Die Aussicht vom Panoramadeck ist endlos. Strahlend blauer Himmel, hier und da ein paar Baumgruppen, in der Ferne große Getreidesilos. Es ist 17.00 Uhr, laut Plan hätten wir um 16.45 Uhr Winnipeg erreicht. Im Gegensatz zur deutschen Bahn sind hier alle entspannt – es gibt eh keinen Anschluss, den man bekommen kann, eine Entschädigung für Verspätung ist auch ausgeschlossen. „Last order!“ schallt es aus dem Bistro, ich lasse das aber sein. Jennifer fragt kurz vor der Ankunft, ob ich Hilfe beim Gepäck brauche, das kann ich verneinen. Kurz vor 19 Uhr erreichen wir Winnipeg. 15 Minuten sind es zu Fuß zum Hotel (Radisson Downtown). Die Straßen sind leer, die Nacht bricht herein.

Hotelerlebnisse

Im Hotel tauscht man meinen 5$-Schein in Münzen um, damit ich meine Wäsche waschen kann (2,50 $ fürs Waschen, 2,50 $ fürs Trockenen), für 2$ gibt’s auch Waschpulver. Das Zimmer ist in der 19. Etage, das Kärtchen geht nicht. Wieder runter, die Dame entschuldigt sich, gibt mir neue Karten. Ein Mann von der Security geht mit rauf, jetzt klappt es beim zweiten Versuch. Ich packe rasch alles, was ich waschen will, zusammen, und gehe auf Etage T. Das ist die 13. 🤣 Alles in die Maschine rein, wieder rauf, die Tür geht erst beim vierten Anlauf auf. Duschen, wieder runter, in 10 Minuten ist die Wäsche fertig, umladen in den Trockner. Im Restaurant teilt man mir mit, dass die Küche schon geschlossen hat, obwohl die Dame von der Rezeption was anderes gesagt hat. Egal. Ab aufs Zimmer (die Tür klemmt schon wieder…) und bloggen, um 21 Uhr wird die Wäsche fertig sein, dann muss ich auch den Schlüssel für den Waschraum wieder abgeben.