Des Jahres letzte Stunde…

In den Buch „Herdringer Geschichte(n) – Dönekes, Erlebnisberichte, Erzählungen“ fand ich den Artikel von Hubert Eickel zum Herdringer Brauchtum des Neujahrssingens im „Alten Dorf“:

Ein schöner Brauch, der in den 50er Jahren noch gepflegt wurde, war das Neujahrssingen im alten Dorf. Es war eine Gruppe von 6 bis 8 jungen Herdringern, die den alten Brauch „wie die Väter“ aufrecht erhielt.

Am Silvesterabend wurde zuerst reihum der Jahresausklang gefeiert. Dann, beim Glockenschlag 12.00 Uhr ging es los. Mit einer Forke, Taschenlampen und auch Raketen versorgt, zogen sie zu den Häusern von Bekannten. Dort stellten sie sich vor die Haustür und wünschten den Bewohnern mit dem Neujahrslied Glück und Heil:

Des Jahres letzte Stunde ist verronnen,
Ein neues hat der zwölfte Schlag begonnen.
Drum kommen wir – und wünsche hier,
Euch allen Groß und Klein viel Glück und Heil.

Der Völker Segen, Wohlstand ist der Frieden
Und alles, was das Schönste ist hinieden.
In jeder Zeit, die Seligkeit,
Die werd euch allen Groß und Klein zu teil.

Familie Kückenhof, Familie Kückenhof,
Familie Kückenhof in diesem Haus,
(Anm. von mir: heißt ja nicht jeder Kückenhof, von daher einfach abändern!)
Wir wünschen euch, euch wünschen wir
Ein glücksel’ges neues Jahr, ein glücksel’ges neues Jahr.

Drum schaut einmal zum Fenster raus
Und werft uns eine Mettwurst raus.
Heja Viktoria, ein glücksel’ges neues Jahr,
Heja Viktoria, ein glücksel’ges neues Jahr.

Wenn sich dann im Hause wider Erwarten nichts rührte und niemand die Tür oder ein Fenster öffnete, waren die Sänger natürlich sauer. Dann wurde mit Wonne der, ebenfalls überlieferte, Reim gesungen:

Ratten und Mäuse, Ratten und Mäuse,
Ratten und Mäuse in diesem Haus!
Wir wünschen euch, euch wünschen wir
Ein glücksel’ges neues Jahr, ein glücksel’ges neues Jahr.

Die Sänger waren meistens herzlich willkommen. Für die guten Wünsche erhielten sie, solange die Herdringer noch schlachten, Würste an die Forke sowie Bier und Schnäpse. „Ratten und Mäuse“ wurde nur aus Spaß gesungen, um noch mehr „Nachschub“ zu bekommen. (…)

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