Ich habe schlecht geschlafen, die Matratze ist super weich und das Bett quietscht. 7.30 Uhr gibt’s Frühstück. In einem kleinen Kühlschrank lagern Wurst und Käse in Selbstbedienung, der Chef selbst ist für ein Pläuschchen zu haben und wir dürfen auch Brot für unterwegs mitnehmen. Auf dem Zimmer versorge ich meine Füße und klebe Kinesiotape über das Blasenpflaster. Socken und Schuhe sind immer noch nass. In der Küche besorge ich mir zwei Plastiktüten, die ich über die trockenen Socken ziehe und dann in die Schuhe schlüpfe.
Regen, Regen, Regen
8.30 Uhr starten wir im Regen. Die ersten vier Kilometer laufen wir auf der Straße und kommen dadurch schnell voran. Nach knapp neun Kilometern erreichen wir den Eselsberg und pausieren. Die Regenjacke kommt in den Rucksack, die Fleece-Jakce an, denn der Regen hat nahezu aufgehört. Für 1€ pro Person geht’s den Turm rauf, der eine phantastische Sicht bietet. Der Rennsteig ist eingezeichnet, sodass wir den Verlauf sehr gut erkennen können. Munter geht es auf und ab, manchmal über grobe Steine, manchmal über Waldboden mit glitschigen Wurzeln.
Mittagessen
In Friedrichshöhe pausieren wir erneut. Kaiserschmarrn für mich, Linsensuppe für Simon und für beide eine Spezi. Über eine Wiese geht’s zurück auf den Rennsteig. Die Sonne kommt raus und es läuft sich wunderbar. Kurz drauf erreichen wir den Dreistromstein, der den Wasserscheidepunkt von Weser, Elbe und Rhein markiert. Dann rumort es in meinem Magen und will nur noch eine Toilette. In Limbach bei Fleischerei Koch gibt’s für 50 Cent den erlösenden Schlüssel. Der folgende Anstieg läuft sich schon sehr entspannter.
Aus dem letzten Loch
Die Füße tun langsam weh, aus den Plastiktüten will ich jetzt aber auch nicht mehr raus. Bei Kilometer 24 gibt es einen wunderschönen Blick auf den Stausee Scheibe-Alsbach mit Selfie-Halterung. Das Hotel liegt direkt am Rennsteig, wir erreichen es um 17 Uhr. Mit dem Aufzug fahren wir in die zweite Etage. Füße hoch und Duschen und man fühlt sich wie neugeboren.
Holzkirche
Wir treffen uns um 18.15 Uhr, wollen zur Kirmes, kaufen vorher Cola, biegen dann zur Holzkirche ab. Ein kleines Schild macht auf Führungen aufmerksam. Simon ruft an und wenig später kommt jemand vorbei, der uns eine Stunde lang durch die Kirche führt. Glasbläser aus Lauscha haben für die Leuchter gesorgt, beim Luftangriff zum Ende des zweiten Weltkrieges ist die Kirche wie durch ein Wunder nicht getroffen worden. Trauben und Weinblätter ziehen sich durch die Gestaltung. Der Eingangsbereich wird samstags von den rund zehn Katholiken genutzt, das Hauptschiff mit über 300 Plätzen alle drei Wochen sonntags von den zehn evangelischen Christen.
Abendausklang
Auf der Kirmes, die aus einem Gruselkabinett, einem Mini-Kinderkarussell und großem Festzelt besteht, gibt’s für Simon ein Fischbrötchen und für mich einen Crepes. Wir schlendern zurück. Kurz mit Papa gesprochen und dann Guinness World Records Show in Sat1. Gute Nacht.