Dienstag, 03. Oktober 2023

Ich schlafe bis 7 Uhr, aber etwa alle zwei Stunden bin ich wach geworden, musste zur Toilette, bin dann aber wieder eingeschlafen. Ich öffne das Fenster, gehe duschen. In der Zeit hat draußen ein heftiges Gewitter eingesetzt, rasch schließe ich das Fenster wieder. Es donnert und blitzt, Massen an Wasser strömen vom Himmel. Im Frühstücksraum ein paar Trucker, alle barfuß. Ich esse einen Bagel mit Frischkäse und Erdnussbutter, dann noch einen Schoko-Muffin. In einer kleinen Regenpause checke ich aus und gehe zur Bushaltestelle.

Winnipeg Downtown

Eine Dame mit Schirm kommt vorbei, drückt mir ihr Busticket in die Hand und wünscht eine gute Reise. Wenig später kommt Bus Nummer 15. Durch die im für Nordamerika typischen Schachbrettmuster angelegte Stadt dauert die Fahrt rund 30 Minuten: eine Ampel folgt auf die nächste. Eine junge Frau hilft mir bei der Frage, wo ich eigentlich aussteigen muss. Bis zum Bahnhof sind es noch 1,5 km zu Fuß, der Regen hat aufgehört, als Fußgängerin mit Gepäck komme ich mir hier völlig deplatziert vor. Auf den Straßen steht das Wasser, ich halte gebührend Abstand, um nicht nass zu werden. Ich komme um 9.30 Uhr am Bahnhof an, der Schalter öffnet erst um zehn. Aus meinem Voucher wird rasch ein Ticket, den großen Rucksack kann ich vorübergehend hier stehen lassen. Bei strahlendem Sonnenschein schlendere ich auf der Suche nach einem Supermarkt und nach einem Geldautomaten durch die Straßen. Ich erstehen Cola und Wasser sowie Milchbrötchen. Es beginnt zu Grummeln und wenige Sekunden später entlädt sich erneut ein heftiges Gewitter über der Stadt.

Preparing

Ich gehe zu The Forks Market, durchquere die großen Hallen, frage in der Touristeninformation, wo es einen ATM gibt, sie meint, im Markt. Ich gehe zurück und tatsächlich: eben bin ich einfach dran vorbei gelaufen. 80$ müssen erst einmal reichen, denke ich. Für 11$ gibt’s ein Käsesandwich, während die Dame es zubereitet, tanke ich draußen am Ufer ein paar Sonnenstrahlen. Nun wird es auch Zeit, um 11.45 Uhr soll man einchecken. Ich hole meinen Koffer ab, doch zunächst sind die Passagiere aus dem Schlafwagen dran. Mit dem Aufzug geht es zur Plattform 4, wo der massive wirkende silberne Zug schon wartet. Vier Stufen sind bis zum Einstieg zu erklimmen, es gilt freie Platzwahl. Ich setze mich mehrmals um, bis ich einen Platz habe, wo kein Fenstertrenner stört. 7D. Das schöne Ticket muss ich abgeben, statt dessen wird an der Klammer über dem Sitz eine Papierkarte angebracht. Die sollen wir bei uns tragen, wenn wir nicht am Platz sind. Die Zugbegleiterin gibt letzte Instruktionen, vor allem, wie wir das Notausgangsfenster einschlagen können. Sei ihr aber in 25 Jahren noch nicht passiert. Schuhe aus, Crocs an und pünktlich um 12.05 Uhr geht’s los.

Endlose Weite

Die nächsten drei Stunden geht’s durch die Kornkammer des Landes. Weizenfeld reiht sich an Weizenfeld, hier und da ein paar Rinder, dann Gemüseanbau, Mais und wieder Weizen. Bis zum Horizont. Auf ungeteerten Straßen brettern Trucks und Pickups, der Zug hupt aufgrund der zahlreichen unbeschrankten Bahnübergänge in einer Tour. Es regnet in Strömen. Die Sitze sind in die Jahre gekommen, lassen sich aber problemlos sehr weit nach hinten stellen und vorne um eine stabile Fußstütze verlängern. Im Bordbistro gibt’s kleine Snacks zu fairen Preisen. 3$ für eine Cola, 9$ für ein Sandwich. Ich lese ein wenig, höre Musik. In Dauphin, das wir gegen 17 Uhr erreichen, darf man, weil es einen echten Bahnhof gibt und der Ausstieg nicht einfach so an einer Straße erfolgt, kurz aus dem Zug raus, um im leichten Nieselregen Frischluft zu schnappen und sich die Beine zu vertreten. Himmlisch. Ich esse eins der Brötchen, kämpfe gegen den Jetlag an. Die Landschaft hat sich verändert, immer mehr Bäume befinden sich am Horizont. Der Sonnenuntergang ist magisch. Gegen acht Uhr verliere ich den Kampf gegen die Müdigkeit, baue beide Sitze zur Liegefläche um und gehe Zähneputzen. In Jogginghose (jap, für solche Zwecke besitze ich tatsächlich eine!) geht’s zurück an den Platz. Das Licht wird nur mäßig gedimmt, ich bin dankbar für die Schlafmaske und Ohropax.