Samstag, 6. Juli 2019

Bereits um sechs Uhr bin ich hellwach. Fertig machen, bloggen, Anne wecken. Im Frühstücksraum sitzen Asiaten, die Reis essen. Zunächst befremdlich, aber das ist unser Porridge für sie vermutlich auch. Bei strahlendem Sonnenschein gehen wir zur Bushaltestelle. Der Bus ist schon gut gefüllt, an einer Tankstelle steigen vier weitere Passagiere ein. Mit 19 Personen ist der Bus rappelvoll. Pille (seinen richtigen Namen nennt er uns zwar, da das aber mehr als eine Minute dauert, sollen wir die Kurzform nehmen) steuert uns sicher für die nächsten Stunden an der Südküste entlang.

Wasserfall Skogafoss

Wir halten an der Geburtsstadt des HotDogs, einige greifen auch zu, andere nutzen lediglich die Toiletten. Nächster Stopp am Wasserfall Skogafoss, Anne und ich sparen uns aber den Weg hinauf. Von unten ist er bereits imposant genug. Weiter geht es Richtung Vik. Malerische sattgrüne Wiesen, auf denen Schafe mit ihren Lämmern weiden, wechseln sich mit schroffem Vulkangestein ab. Lupinen säumen die Straßenränder. In den 50er Jahren eingeführt haben sie sich beinahe zu einer Plage entwickelt. In Vik halten wir an einem Supermarkt mit Café und Wollgeschäft. Auch hier nur grobe Wolle vorhanden. Es sind bestimmt 20 Grad, wir sitzen im T-Shirt in der Sonne.

Kalbender Gletscher

Gegen 15 Uhr bestaunen wir mächtige Eisbrocken, die sich den Weg ins Meer bahnen. Am Strand gegenüber dösen Robben in der Sonne. Das Spiel von Feuer und Eis wird hier überdeutlich. Bei Flut wird warmes Wasser in den Gletschersee Jökulsarlon gespült, das zusammen mit Sonne und Erderwärmung für immer schneller schmelzende Gletscher führt. Am Gletschersee am Fuße des Vatnajökull, der gestern zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt wurde, steigen wir in ein Amphibienfahrzeug um, mit dem es hinaus auf den See geht. Sprachlos treiben wir zwischen den Eisbrocken, unser Guide hält ein kristallklares Stück in den Händen, von dem er Probierhäppchen abschlägt. Jahrtausende altes Eis zerschmilzt in sekundenschnelle auf der Zunge.

Back home

Nach knapp zwei Stunden erreichen wir eine Tankstelle, wo unser Guide für die Rückfahrt übernimmt. Jacob hat sein Headset vergessen, so dass seine chill-out-music aus den Boxen über uns tönt. Sehr entspannt, nur seine Fahrweise ist wesentlich ruppiger als die von Pille. Wir fahren bis Vik, wo wir schon auf der Hinfahrt Halt gemacht haben. Statt Abendessen genießen Anne und ich die Zeit am schwarzen Sandstrand mit Blick auf die Felsen Reynisdrangar. Jacob bringt uns zur meistfotografierten Kirche Islands, die leider verschlossen ist. Nach folgt umgehend der berühmte schwarze Sandstrand, an dem zahlreiche Schilder auf die gefährlichen Wellen hinweisen, die immer wieder Menschen in den Tod reißen. Basaltsäulen türken sich am Ufer auf, vergleichbar mit dem Steinbruch auf Porto Santo.

Behind the fall

Zum Abschluss des Tages dürfen wir noch ein weiteres Highlight erleben. Kaum noch Menschen haben sich um 22 Uhr am 40m hohen Wasserfall Seljandsfoss versammelt, wir haben nahezu unversperrte Sicht auf den Wasserfall. Tosend rauscht das Wasser zu Tal, doch am beeindruckendsten ist dann der Weg hinter den Fällen her. Wir werden gut nass, aber die Aufnahmen im Gegenlicht der untergehenden Sonne entschädigen dafür. Der Weg geht nicht deutlich weiter, daher kehren wir um und werden nochmal nass. Egal, morgen gibt’s ne frische Hose. Die sonne steht tief, als wir gegen Mitternacht in Reykjavík ankommen und fast umgehend in einen tiefen Schlaf fallen.