Freitag, 5. Juli 2019

Als ich gegen kurz vor acht wach werde, kommt Anne gerade ins Zimmer. Sie konnte nicht schlafen und ihr hat das Wasser aus der Leitung nicht geschmeckt, so dass sie kurz einkaufen war. Die Luft im Zimmer ist furchtbar, so dass wir erstmal ohne Rücksicht auf Verluste lüften. Sue ist schon fertig und verlässt das Haus, auch der Typ ist schon wach. Anne und ich machen uns auf den Weg in das andere Haus, wo es eine Küche gibt. Während sie uns Porridge macht, schmiere ich die Brote für unterwegs. Ich bin schon ganz aufgeregt und kann kaum noch stillsitzen.

Der frühe Vogel

Wir stehen kurz vor halb neun an der Bushaltestelle #13, mit uns warten zahlreiche andere Gäste auf einen der Busse. Ich habe Geschenk, Kerze und Törtchen schon in der Hand. Der Bus kommt, eine Eltern sitzen nicht drin. Am Hafen steht das Kreuzfahrtschiff, mit dem sie unterwegs sind, ich kann sie auch auf der Teilnehmendenliste für die Tour entdecken. Um kurz vor neun sind die beiden immer noch nicht da. Es hilft nix, ich rufe Papa an. „Hallo Anna!“ – „Hallo Papa, wo seid ihr gerade?“ – „In Reykjavík.“ – „Ja, aber wo.“ – „Na im Bus.“ – „In welchem?“ – „In Reykjavík im Bus.“ – „Papa, aber nicht in dem, den ihr gebucht habt.“ – „Nein, wir konnten einen früher nehmen.“ 🙈 – „Tja, also ich sitze in dem Bus, den ihr offiziell gebucht habt.“ – „Nein, ihr seid doch in Irland.“ – „Nein, in Reykjavík, ich wollte dich überraschen.“

Golden Circle

Nach einigem Hin und Her fahren wir los, Mama und Papa warten am Nationalpark-Stop auf uns, die Überraschung ist dennoch gelungen. Gemeinsam schlendern wir durch die Gegend, entdecken zarte Blumen, mächtige Kontinentalspalten, glasklare Seen. Nach knapp einer Stunde geht es weiter zum Gulfoss Wasserfall. Ziemlich beeindruckend, wie hier der Fluss in die Schlucht stürzt. Überall Sprühnebel auf dem Weg bis zum Fall, hier ist es fast trocken. Zurück am Parkplatz machen wir eine kleine Mittagspause und nutzen die kostenfreien Toiletten. Weiter geht es zum Geysir, der ca. alle sieben Minuten wie eine Fontäne in die Luft schießt. Rund um den Krater harren zahlreiche Menschen mit gezückten Kameras, um das beste Bild zu erhaschen. Ich sehe eine blaue Wölbung und *zack* schießt das Wasser auch schon in den blauen Himmel. So schnell, wie es kam, ist es auch wieder vorbei. Wir gehen ein bisschen herum, da kommt urplötzlich ein neuer Ausbruch und gewaltige Wassertropfen durchnässen alle, die im Wind stehen, innerhalb von Sekunden. Wahnsinn! Der Wind trocknet die Hose schnell wieder, an der Jacke perlt alles ab. Schneller als gedacht fliegt die Zeit vorbei uns es geht zurück nach Reykjavík.

Fish & Chips

Am Hafen verabschieden wir uns, Papa schüttelt immer noch ungläubig den Kopf. Anne und ich werden mit dem Shuttlebus in die Stadt gebracht, wo wir für Frieda im Auftrag von Mama Wolle suchen, aber nicht fündig werden. Wir gehen in die Hallgrimskirkja und lauschen der Probe des Organisten. Schon beeindruckend, was diese Klais-Orgel an Klängen hervorbringt. Langsam schwinden die Kräfte und wir gehen in ein kleines Restaurant abseits der Hauptstraße, wo wir Fish&Chips essen. Der Kellner spricht sehr gut Deutsch, behauptet aber, das meiste vergessen zu haben. Als Niederländer bat er es in der Schule gelernt. Ziemlich satt geht’s zum Supermarkt für letzte Einkäufe, danach suchen wir an der Kirche die Bushaltestelle. Meine Adleraugen entdecken das blaue Schild mit pinker Schrift umgehend. Zehn Minuten brauchen wir bis zum Hostel.

Das Leben ist ein Würfelspiel

Wir brauchen ziemlich lange, um uns zu erholen. Eigentlich haben wir ja kaum was gemacht, aber der Tag war voll mit Eindrücken und Erlebnissen. Schließlich raffen wir uns auf und gehen in den Speiseraum, wo wir Würfelland und etliche Runden 10.000 spielen. Mir fallen die Augen zu und wir gehen gegen halb zwölf schlafen.