Mittwoch, 22. August 2018

Heute ist Ausschlafen angesagt. Janette und ich gehen gegen 8.40 Uhr zum Frühstück. Der Bus bringt uns um 10.00 Uhr zum nahe gelegenen Kloster Haghpat, das seit 1986 zum UNESCO Weltkulturerbe zählt.

Kloster Haghpat

Wir sind die ersten am Parkplatz, was sich als schlauer Schachzug erweist, wie wir später merken werden. Königin Chosrovanusch ließ gegen Mitte des 10. Jahrhunderts zu Ehren ihrer Söhne die erste Kirche erbauen (überhaupt sind es viele Frauen, die die Klöster gründeten bzw. für den Bau sorgten). Das große Gavith (die Vorhalle zur Kirche) wurde ebenso wie die Bibliothek und weitere Gebäude im 13. Jahrhundert errichtet. Im Inneren werden gerade an den Gemälden an den Wänden Restaurationsarbeiten vorgenommen, nebenbei läuft Mozart. Die Anlage ist weitläufig und verzweigt. Im Hamazasp-Gebäude, das mit 340 m² das größte der Anlage ist, bekommen wir eine Kostprobe von Tirans Opernsängerausbildung zu hören. Er singt ein armenisches Vater Unser, den Blick gen Osten, zum Altar hin, gewandt. Wir sind eingeladen, ebenfalls zu singen, Irmgard schlägt „Lobe den Herren“. Das kennen zwar fast alle, geht aber in dem Gebäude, das fast fünf Sekunden Nachhall hat, völlig unter. Als fast alle gegangen sind, verständigen Margret und ich uns schnell und gemeinsam mit Andreas singen wir dreistimmig „Meine Hoffnung und meine Freude“. Ich bekomme Gänsehaut und würde am liebsten weitersingen.

Bibliothek und Heilige Quelle

Die Passage, in denen wieder zahlreiche Kreuzsteine stehen, führt zur Bibliothek. Hier sind die in der Erde vergrabenen Tonkrüge freigelegt worden – in ihnen versteckten die Mönche die wertvollen Schriften, verschlossen sie mit Deckeln und pflasterten den Boden mit großen Steinen. Im Glockenturm wird gerade gearbeitet, eine Leiter ragt unter den Glocken hervor. Am Hang schmiegen sich Küche und Refektorium in die Landschaft. Historischen Quellen zufolge soll Haghpat zusammen mit dem Kloster Sanahin an die 500 Mönche beherbergt haben. Ein wenig außerhalb der Anlage befindet sich in einem kleinen Häuschen mit Arkadenportal eine heilige Quelle – umgeben von Wohnhäusern, Ställen und kleinen Straßen.

Akhtala

Dieses Wehrkloster ist eher unbekannt und so ist es menschenleer, als wir nach rund 45 Minuten Fahrt auf dem Hochplateau ankommen. Von außen wirkt es grau und nichtssagend, in seinem Inneren verbirgt sich jedoch seine wahre Schönheit: Alle Wände zieren kunstvolle Fresken, die in tiefstem Blau, schimmerndem Gold und warmen Brauntönen beeindrucken. Sie stammen vermutlich aus dem 13. Jahrhundert, das berühmteste zeigt im Altarraum Maria mit dem Jesuskind, darunter den Kommunion austeilenden Jesus sowie verschiedene Heilige. An den Seiten der römische Papst Silvester, Apostel Jakobus, Johannes Chrysostomus, Basilius der Große, der heilige Grigor, Erzengel, Abraham, Johannes der Täufer, Petrus mit Schlüssel, Simeon, 40 Märtyrer von Sebaste… Die Teppiche auf dem Boden machen deutlich, dass hier regelmäßig Gottesdienst gefeiert wird, ein junger Priester ist nahezu Tag und Nacht vor Ort.

Alaverdi

Auf der Rückfahrt machen wir einen Stopp in Alaverdi, die Stadt im Flußtal des Dedeb, die wenig einladend ist. Wir gehen über das älteste weltliche Baudenkmal Armeniens, eine einbogige Steinbrücke. Königin Vanane (schon wieder eine Frau =)) ließ sie 1192 im Andenken an ihren Mann, König Abas von Lori, errichten. Stufenförmig leitet die Brücke vom Alaverdi zugewandten Flussufer zum höher gelegenen rechten Ufer. Kätzchengroße Löwen sonnen sich auf den Ecken des steinernen Brückegeländer, eine Gottesanbeterin schreitet auf dem Stein entlang. Wir gehen am Fluss entlang, Gemüsehändler säumen den Weg, aus kleinen Zimmern werden Schweinehälften verkauft. Im Supermarkt gibt es nahezu alles, was das Herz begehrt, auf der Straße muss man gut auf den Verkehr achten, denn hier fährt jeder, wie er will. In den Kreisverkehren hat Vorfahrt, wer hineinfährt – in Jerewan jedoch nicht, da ist es wie in Europa: Alle im Kreisverkehr haben Vorfahrt. Das kann ja nur zu Chaos führen…

Schaschlik

Zurück am Hotel bleibt uns Zeit zum Ausruhen, Duschen und Postkarten schreiben. Um 19.00 Uhr schauen wir dem Besitzer des Hotels bei der Zubereitung von Schaschlik zu, mit dem wir den letzten Abend in Armenien ausklingen lassen. Von der armenischen Reiseagentur gibt es für alle einen Schlüsselanhänger in Granatapfelform, vom Hotel einen Likörwein geschenkt. Kurze Hosen waren nicht so klug – die Mücken schlagen zu. Ab ins Bett.