Sonntag, 1. Oktober 2017

Ich bin recht früh wach und als ich aus dem Fenster sehe, dass die Sonne noch nicht ganz aufgegangen ist, mache ich mich rasch fertig und gehe runter zum See. Die Sonne lugt hinter dem Sleeping Giant hervor, ich drehe ein Geburtstagslied-Video für Hedwig, die heute ihren ersten Geburtstag feiert. Nach und nach erwacht das Haus zum Leben. Wir sitzen an der Anrichte in der Küche  und Yves backt seine berühmten Crêpes. Dazu gibt es handgepflückte Blaubeeren, Cantaloup und natürlich Butter und braunen Zucker.

Raus aufs Wasser

Der Regen bleibt auch heute aus und Yves und ich versuchen, die Rampen für das Boot vom Steg abzumontieren. Es gelingt jedoch nicht, weil der falsche Schlüssel fehlt. Er muss wiederkommen. Wir gehen zur alten Hütte und holen ein Kajak raus, Mandy findet derweil für Tobias kurze Hosen. Wenige Minuten später sitzt er im Boot  und paddelt zunehmend sicherer über den See. Die Sonne durchbricht die zarten Wolken, eine dicke Jacke ist heute überflüssig. Gegen Mittag haben wir alles verstaut und fahren zurück in die Stadt.

First Nations

Wir laden rasch aus und Mandy wird alles verstauen. Wir anderen machen uns auf den Weg zum Mount McKay, der auf dem Land der Ureinwohner, der “First Nations” liegt. Der Weg nach oben schlängelt sich durch kräftige Birken, deren weiße Rinde mit der knalligen Herbstfärbung der Blätter um die Wette strahlt. Von oben haben wir eine tolle Aussicht auf die ganze Stadt. Im “Indianderland” gibt es fast ausschließlich Wald, an einer Stelle haben sie ein Sportzentrum gebaut, es gibt eine eigene Polizeistation und das Benzin ist günstiger als in der Stadt, weil keine Steuern bezahlt werden müssen. Einen teil des Waldes haben sie gerodet – hier wurde ein großflächiges Photovoltaik-Feld errichtet. Thunder Bay selbst ist ebenfalls sehr grün, Ausnahmen bilden die Papiermühlen und das Elektrizitätswerk.

Wasserfälle

Das Wetter ist gut, daher fahren wir zurück, es gibt Bagles mit Hot Spice Jam (grandios!) zum Mittag. Gemeinsam mit Mandy geht’s nach Kakabeka – einen Stop bei Tim Hortons nicht zu vergessen, damit jeder noch einen Kaffee und ich einen Kakao bekomme. In Kakabeka stürzen sich die Wassermassen ins Tal, feiner Sprühregen durchnässt die Planken, kleine Regenbogen bilden sich hier und da. Das Rauschen der Fälle, die gelbliche Herbstfärbung der Birken, ein strahlend blauer Himmel – wieder einmal bin ich überwältigt von der Schönheit und der Weite dieses Landes. Auf dem Weg zurück zum Haus halten wir kurze am Friedhof, wo Resi und Jean begraben sind.

St. Agnes Church and Father James

Um 19 Uhr ist Gottesdienst in St. Agnes. Im Vorraum der Kirche schreiben wir alle unsere Namen auf Klebeschilder – selbst  Father James, ein Freund von Yves und ursprünglich aus Indien . weiß nicht genau, warum. Es gibt einen Raum für Kinder, der vom Kirchenraum durch eine große Fensterscheibe getrennt ist. Die Kirchenbänke steigen nach oben hin an, so dass jeder eine perfekte Sicht auf den Altar hat. Die Lider werden per Beamer an die Wand geworfen, ein Heft erläutert, was warum gerad gesagt wird. Sehr hilfreich. Heute werden 17 Jugendliche auf die Firmung vorbereitet, alle treten mit einer Kerze nach vorne. Wenn der Name aufgerufen wird, stehen auch die Eltern auf. Ein  Messdiener ist so klein, dass gerade seine Nase über den Altar gucken kann. Gemeinsam mit der anderen Messdienerin bereitet er die Gaben auf dem Altar vor. Es besteht die Möglichkeit, die Kommunion in beiderlei Gestalt zu empfangen.

Keep it simple

Yves und Mandy kennen viele Leute, Mandy drängt zum Aufbruch, da der Reiskocher zum ersten Mal im Einsatz ist und gerade alleine im Haus seinen Dienst tut. Bereits vor der Kirche hatte Yves zudem den Lachs in einer Marinade aus Ahornsirup und Sojasoße eingelegt. Er kommt nun – nur mit Pfeffer bestreut – in den Ofen. Auf dem Teller zerfällt er beinah und das Aroma wird mich mein Leben lang verfolgen – es gibt kaum etwas besseres! Zum Nachtisch gibt es Kuchen ohne Eis. Darauf besteht Mandy =) Wir sitzen noch eine Zeit beisammen, bis wir zu Bett gehen.

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