Dienstag, 19. September 2017

Ich bin gegen 7 Uhr wach und schleiche mich nach draußen.  Hinter dem Hügel  geht die Sonne auf, mit Blick auf das Wasser und dem Rauschen der Wellen im Ohr genieße ich den Sonnenaufgang. Träge schippert ein Fischerboot vorbei, umringt von zahlreichen Möwen auf der Suche nach leichter Beute. Da unser Wohnmobil unseren Picknicktisch mit Schatten bewirft, nehmen wir für das Frühstück einfach einen anderen. Nur die Straße im Hintergrund stört ein wenig die Idylle. Tobias macht den Wagen reisefertig, dann geht es los.

Schnelles Unglück

Wir fahren die malerische Küstenstraße entlang, woraufhin Tobias irgendwann das Fenster öffnet, um ein Foto zu machen. *flupp* fällt der kleine Pinguin raus. “Oh nein. Das ging jetzt aber schnell.  Naja, so ist das halt mit Unglücken…” “Ich kann da vorne anhalten und du läufst zurück?!” “Ja, das ist eine gute Idee. Dann kannst du noch ein paar Fotos machen.” Keine fünf Minuten vorher hatte er den kleinen Pinguin noch mit dem Kommentar “auch Junge müssen flügge werden” vor das Alttier direkt ans Seitenfenster gestellt – weg vom sicheren Platz direkt an der Windschutzscheibe, wo ich treusorgende Pinguintante es gestern hingestellt hatte… Also spaziert Tobias an der Straße entlang, um einen kleinen Pinguin vom Fahrbahnrand aufzulesen. Zur Strafe muss der Kleine jetzt im Handschuhfach mitfahren. Soviel zum Thema flügge werden…

Das ist kein Gefoppe!

Wir fahren bis zum Forillon Nationalpark, bei dem der eigentlich geplante Campingplatz bereits geschlossen hat. Wir suchen uns aber zunächst einmal einen Parkplatz und nutzen das tolle Spätsommerwetter: Es weht eine angenehme Brise vom Meer her, die Sonne lässt die Temperatur auf angenehme 22 Grad steigen. Gerüstet mit Müsliriegel und Wasser geht es von L’Anse-aux-Amérindiens auf dem Les Graves bis zum Cap-Gaspé. Es windet stark, aber der Ausblick entschädigt für den Weg, der sich bergauf und bergab bis zum Land’s End schlängelt. Die Bäume tragen zum Teil schon ihr buntes Herbstkleid. Wir sehen Robben im Wasser treiben und die Sonne langsam untergehen. Auf dem Rückweg geht Tobias sein Tempo den Berg rauf.  Von oben ruft er mir zu: “Da ist ein Bär.” “Ja, klar, sicher!” “Da ist wirklich einer, was muss ich jetzt machen?” “Witzig, Tobias!” Ich erreiche den Hauptweg und blicke nach links – da bewegt sich ca. 50 Meter entfernt etwas großes, schwarzes, Flauschiges und blickt uns an. Kein Zweifel: Das ist ein Bär. “Öhm, ok.” “Sag ich doch, obwohl das genau die Art von Gefoppe für dich wäre.” Volle  Zustimmung. Wenige Minuten später verschwindet der Bär im Wald und wir setzen unseren Weg fort – um gleich dem nächsten Tier zu begegnen. Eine Mischung aus Biber, Waschbär und Bisamratte hockt auf einem Baum und knabbert an den Blättern rum. Es stört sich nicht an uns, so dass ich ungehindert Fotos machen kann.

Camping des-Rosiers

Wir fahren aus dem südlichen Teil des Parks heraus und weiter gen Nordwesten. Nach wenigen Kilometern erreichen wir den Nordeingang. Dank der 150-Jahr-Feierlichkeiten ist der Eintritt in den Nationalpark frei. Am Campingplatz angekommen will Tobias “einfach irgendwo” parken, das sehe ich anders und frage eine Frau, wie das hier läuft. Ergebnis:  Wieder zurück zum Nordeingang und dort anmelden. Rezeption hat geschlossen. Also zum Pförtnerhäuschen. Für 32$ gibt’s Strom und Feuerholz. Das Einparken auf dem wunderschön bewaldeten Campingplatz ist nicht so einfach, gelingt aber schließlich doch. Beim Kochen – es gibt Hähnchen mit Möhren-Fenchel-Gemüse und Süßkartoffeln – geht mehrmals der Rauchmelder an, obwohl wir die Abzugshaube angeschaltet haben und alle Fenster geöffnet sind. Zum Nachtisch gönnen wir uns Eis mit Ahornsirup. Nebenan knackt ein Feuer, wir sind doch zu müde für ein eigenes.

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