Samstag, 24. August 2013

Von wegen früh ins Bett. Mit Giorgia wird geschnattert was das Zeug hält :-). Wenn uns die englischen Wörter ausgehen, versuchen wir es mit Deutsch, Italienisch oder Latein. Und siehe da – es funktioniert!

Beyond the sea…

Ich werde um 8.00 Uhr wach, frühstücke eine Zimtschnecke und einen Organgensaft. Vom Hostel bis zur Bushaltestelle braucht man ziemlich genau 15 Minuten. Ich werfe die Postkarten ein und frage den Fahrer des Finnair-Busses, ob es stimmt, dass auch am Sonntag der erste Bus zum Flughafen um 5.00 Uhr fährt. Das sei richtig, bestätigt er mir. Über die Keskuskatu und die Pohioisesplanadi schlendere ich zum Marktplatz. Für 5,- € gibt es es Tagesticket für den Transfer zwischen Helsinki und Soumenlinna. Das Boot legt um 10.05  Uhr ab und benötigt keine 15 Minuten. Während ein Großteil der Neuankömmlinge sich nach rechts wenden, gehe ich auf der Anlage, die seit IMG_7069 1999 zum Unesco Weltkulturerbe als Militärarchitektur zählt, nach links und folge der Blauen Route über die Insel. Die Seefestung liegt auf mehreren Inseln und wurde 1748 gegründet. Zunächst war sie Teil des russischen, dann des schwedischen und schließlich des finnischen Verteidigungssystems. Vor der Kirche treffe ich Yuki, die innerhalb von 90 Minuten bereits alles gesehen hat und wieder auf dem Heimweg ist. Die Kirche öffnet erst um 12.00 Uhr. Sie wurde 1854 als russische Garnisonskirche erbaut, seit 1918 ist sie jedoch lutherisch. Im Kirchturm befindet sich nach wie vor ein Leuchtfeuer, das dem Flug- und Schiffsverkehr dient. Der Weg führt zum Besucherzentrum, von wo aus man über eine kleine Holzbrücke auf die nächste Insel gelangt. Ich entdecke in einem kleinen Laden mit finnischer Handwerkskunst einen Armreif, der aus alten Fahrradketten gefertigt wurde. Sitzt, wackelt und hat und Luft und gehört ab sofort mir. Ich verlasse den Hauptweg und schlage mich bis zur See durch. Seelenruhig ziehen Segelboote vorbei, hüpfen Motorboote übers Wasser,  ziehen Ozeanriesen vorbei. Hier lässt es sich aushalten! Ich setze mich auf die Felsen, schaue Möwen und Gänsen zu und genieße die warmen Strahlen der Sonne.

Can’t take my eyes off of you…

Ich bleibe auf dem kleinen Trampelpfad, der sich an der Küste entlang schlängelt. Das Grün der Hügel konkurriert mit dem in Irland, kann aber nicht mithalten. Das Restaurant “Walhalla” lockt mit recht günstigen Pizza-Preisen, IMG_7075 aber ich bin schließlich nicht an der See, um dann Pizza zu essen! An der Königspforte dauert es recht lange, bis alle Touristen verschwunden sind und ich ein Foto ohne Menschen machen kann. Ich bitte ein Ehepaar, mich zu fotografieren (extra für Heike), aber er kennt sich nicht  mit Kameras aus, so dass die Pforte scharf abgelichtet wird und ich nur verschwommen. Ein zweiter Versuch mit einer jungen Frau, die ebenfalls eine Canon um den Hals hängen hat – und siehe da, es funktioniert. Die Keramikwerkstatt hat leider geschlossen, die Glasbläserei finde ich nicht. Am Gästehafen liegt das Cafée Valimo, auf eine Kartoffelsuppe habe ich aber auch keinen Hunger. Ein letzter Versuch in der alten Militärkneipe Klubi 20 – doch einen Hamburger mit Pommes möchte ich auch nicht. Als ab zum Hauptpier. Aus der Kirche tritt gerade ein äußerst elegantes Brautpaar, die Gäste der nachfolgenden Trauung warten schon ungeduldig. Wenige Touristen nutzen die Gunst der Stunde, um in diesem Trubel einen kleinen Blick in die Kirche zu erhaschen. Nach über vier Stunden Aufenthalt auf Suomenlinna geht es zurück nach Helsinki. Ich schlendere über den Markt und mein Blick bleibt einmal mehr an dem schon erwähnten Nudellöffel bzw. Nudelgabel hängen. Ob sie den Weg in meine Wohnung findet, werdet ihr herausfinden, wenn ihr mal wieder bei mir zu Hause seid und es Nudeln gibt.

…like a fish in the sea…

Meine Suche nach einem kleinen aber feinen Restaurant mit Fischspezialitäten scheint aussichtslos. Ich betrete den ein oder anderen Designladen, finde aber keine schönen Sachen. Schließlich erreiche ich den Platz unterhalb der Kathedrale. Hier weist ein Schild auf ein typisches finnisches Restaurant hin: Savotta. Ich werfe einen Blick auf die Speisekarte und setze mich. CIMG3371 Die Kellnerinnen tragen Röcke im Karomuster und weiße Blusen. Ich bestelle in Fassbutter knusprig gebratene kleine Maränen mit Kartoffelpüree, Omas Essiggurke und zerlassener Butter mit Dill. Das Ganze wird auf einem langen Holzbrett serviert, die Maränen mit Gräten und Schuppen verspeist. Es ist einfach nur himmlisch! Die Maränen zergehen im Mund, das Kartoffelpüree hat genau die richtige Konsistenz (und stammt garantiert nicht aus der Tüte!). Zum Reinknien! Ich esse alles ratzeputz leer. Im Laden nebenan will ich noch etwas  kaufen, das ich gestern bereits in Augenschein genommen habe – doch da es Punkt 16 Uhr ist, wird gerade geschlossen! Ich kann die Verkäuferinnen überreden, mich noch schnell einkaufen zu lassen. Als sie mitbekommen, dass es ein Geschenk für eine Freundin sein soll, werden sie super freundlich und packen es sogar noch in eine besondere Geschenkbox ein. Alles nur für dich, Frauke! 🙂 Nach und nach schließen die Läden – schließlich ist Samstag, da ist höchstens bis 17.00 Uhr geöffnet, in seltenen Fällen auch einmal bis 18.00 Uhr.

Closing time

Auf dem Weg zurück zum Hostel genieße ich noch einmal ein paar Minuten der Stille in der Kamppi-Kapelle. Ich komme mit der Diakonin ins Gespräch. Sie verrät mir, dass der Bau 7,5 Millionen Euro gekostet hat. Als ich ihr die Pläne für die Kapelle am Eulenspiegel zeige, ist sie sofort Feuer und Flamme – und ist ehrlich überrascht, als ich ihr mitteile, dass dieses Bauwerk “nur” 665.000 € kosten wird. Ich begebe mich in das Kamppi-Kaufhaus, viele Bekleidungsfirmen haben hier einen kleinen Laden, auch Schmuck und Elektronikartikel dürfen nicht fehlen. Im Supermarkt kaufe ich mir ein kleines Abendessen, Frühstück und Lakritz. Eine Lautsprecherdurchsage macht darauf aufmerksam, dass es in 15 Minuten 18 Uhr ist und alle Läden schließen. Nur der Supermarkt hat noch eine Stunde länger geöffnet. Im letzten Licht der Sonne schlendere ich zurück zum Hostel. Kurz drauf taucht auf Yuki auf, die reichlich eingekauft hat. Sie zieht noch einmal los, weil sie die Kathedrale noch nicht besichtigt hat. Ich bin recht müde und entschließe mich, in Ruhe zu packen und früh schlafen zu gehen. Diesmal aber wirklich.

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