Mittwoch, 30. Januar 2013

Für heute Morgen haben wir uns den Wecker gestellt. Zum Glück bemerke ich noch nachts, dass mein Wecker ja die deutsche Zeit hat! Also flugs umstellen, damit wir nicht eine Stunde zu früh geweckt werden. Bevor ich duschen gehe, lüfte ich erst einmal in der Küche. Draußen herrscht noch Dämmerung, hellgraue Wolken ziehen träge aus Westen über die Insel hinweg, hoch genug, um nicht abregnen zu müssen. Ein atemberaubender, sich in Windeseile vollziehe der Sonnenaufgang entschädigt für das frühe Aufstehen. Ein blutroter Feuerball scheint aus dem Wasser emporzusteigen und den strahlend blauen Himmel mit Wärme und Licht zu speisen. Wir frühstücken in der Küche, um neun Uhr stehen wir am Tor und werden von Claudia eingesammelt. Die Inseltour kann beginnen! Zunächst fahren wir zum Miradouro das Flores. Hier, auf dem Gipfel des Cabeço de Zimbralinho, sieht man nahezu die komplette Insel und hat einen tollen Blick auf die Desertas, Madeira und unser Haus. Der Weg zum Gipfel ist steinig, dennoch lässt Claudia uns nicht aussteigen und quält den Renault die Schotterpiste hinauf. Nach vielen Fotos geht es weiter zum Golfplatz. Keine Menschenseele ist zu sehen, nur ein Paar Enten gleitet über einen der künstlich angelegten Seen. Vorbei an der Capela de S. Pedro, die leider geschlossen ist, fahren wir an den Tennisplätzen vorbei zum Aussichtspunkt an der alten Windmühle. Im Sommer ist der Platz von Café-Besuchern bevölkert, nun ist er leer. Weiter geht es am Flughafen entlang, rechts davon der NATO-Stützpunkt. Von der Fonte da Areia aus hat man einen phantastischen Blick auf die tosende Brandung an der Steilküste im Norden der Insel. Weißer Strand ist hier Fehlanzeige. Wir umrunden den Pico do Castelo, do Facho und Juliana. Die Landschaft der Serra hat einen ganz eigenen Flair. In der Serra de Dentro stehen vereinzelt Häuser, in der Serra de Fora noch weniger. Es geht hinunter zu Calhau da Serra de Fora. Ein kleiner geschützter Sandstrand bietet hier in der Morgendämmerung ruhige See, ab Mittag versperrt der Pico do Maçarico der Sonne das Licht. Wir kommen zur Portela. Der Blick weitet sich, der ganze Strand bis zur Ilhéu de Baixo ist sichtbar, der Himmel wolkenlos. Im Hafen dümpeln einige kleine Boote vor sich hin. An den drei Windmühlen ergeben sich tolle Fotomotive. Da noch etwas Zeit ist, macht Claudia mit uns eine Hafenrundfahrt und biegt dann ab zur Sporthalle der Schule. Da man dafür über die Kartbahn fahren muss, gibt es ein paar Irritationen, wie wir wieder hinauskommen! Überall liegen Reifenstapel herum, wir cruisen durch den ganzen Parcours, bis wir die Ausfahrt finden. An der Tankstelle im Zentrum lässt Claudia uns raus und fährt zur Arbeit. Wir schlendern durch die Gassen und finden einen kleinen Laden, der Lebensmittel für Allergiker verkauft. Wir warten lange, bis der Verkäufer auftaucht – er hatte sich im Café nebenan einen Kaffee getrunken. Kristina ersteht Croissants und Muffins. Im Park von Christoph Columbus‘ Haus fotografieren wir die übergroßen Weihnachtssterne. Die Dorfkirche ist geöffnet und bietet uns einen Ort der Stille. Auf dem Marktplatz malen fünf Männer Karnevalsfiguren auf eine Plakatwand. Bei der Post erstehen wir Briefmarken für unsere zahlreichen Postkarten. Ein Stück die Hauptstraße entlang und schon stehen wir im Crocs-Fachgeschäft. Kristina und Frauke finden jeweils ein passendes Paar, ich gehe leider leer aus. Dennoch erstehen wir ein 3D-Jibitz, das uns allen dreien viel Spaß bereitet – und allen, denen wir demnächst in unseren Crocs begegnen, hoffentlich auch =). Zu Mittag essen wir wieder Fisch: Kristina gebratenen Degenfisch, Frauke Oktopus, ich das Thunfischsteak. Wir schlendern über den Cais; wenn Frauke im richtigen Moment den Auslöser betätigt hätte, gäbe es jetzt ein Foto von mir, auf dem im Hintergrund eine meterhohe Welle auf den Cais klatscht und mich nur um Zentimeter verfehlt. Was bleibt, ist die Erinnerung daran. Frauke geht in den Souvenirsshop, während Kristina und ich ein kleines Pläuschchen mit einem Nürnberger Ehepaar halten, das seit über 10 Jahren regelmäßig Urlaub auf der Insel macht. „Entweder liebt man die Insel oder man hasst sie – dazwischen gibt es nichts!“ Recht hat er. Vor dem Supermarkt zupft mich ein Junge am Arm – Nunu war mit Nicu beim Arzt und trägt nun keinen Gips mehr. Wir kaufen die Lebensmittel für die letzten Tage ein und schlendern zum Taxistand. Ich frage auf portugiesisch nach einem Fahrer, der englisch spricht. Gleich bei dem Taxi, das als nächstes dran ist, werden wir fündig. Miguel fährt mit seinem Großraumtaxi auch Inselrundfahrten und bringt uns zunächst einmal zum Haus. Auch er weiß sofort, wo wir hinwollen: „Ah, Doctore Seliger!“ Er gibt uns seine Karte und bittet uns, einen Tag vor Abflug anzurufen, damit er das nicht vergisst. 7 Uhr reicht locker, meint er, der Weg sei ja nicht so weit. Wir packen die Einkäufe aus und gönnen uns in der Sonne ein Magnum-Eis. Lesend und dösend, umschwirrt von zahlreichen Schmetterlingen, die sich auf Schultern, Armen und Beinen niederlassen, erwarten wir den Sonnenuntergang. Der Wind frischt auf und wir müssen die Spielkarten gut festhalten, damit sie nicht vom Tisch wehen. Zum Abendbrot braten wir den restlichen Reis von gestern mit drei Eiern an, kochen ein paar Nudeln und schmieren Brötchen. Ich spüle, Frauke trocknet ab und Kristina fegt. Frauke macht den Müllgang heute alleine, Kristina und ich warten in der Küche, lesen und lösen Sudoku. Danach kommen – klar – die Karten raus. Skip-Bo, Hornochsen und Phase 10, dazu ein Poncha – welch ein Tagesabschluss!

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